Zuerst sei gesagt: DIE optimalen Wasserwerte für Garnelen allgemein gibt es nicht.
1 Unterschiedliche Ansprüche
Je nach Herkunft und Art haben Zwerggarnelen nämlich ganz unterschiedliche Ansprüche, die weit auseinanderliegen können. Man betrachte zum Beispiel die Sulawesi-Garnelen, die einen hohen pH-Wert benötigen, und Bienengarnelen, Tigergarnelen und natürlich auch ihre Hybriden, die Taiwangarnelen, die einen niedrigen pH-Wert und eine geringe Wasserhärte brauchen. Auch bei den Sulawesigarnelen gibt es Unterschiede: je nach Art bevorzugen sie einen pH um 7,5 oder 8,5. Und hierbei betrachtet man nur den pH-Wert des Wassers, betrachtet man alle Parameter, wird man schnell selbiges feststellen: DIE perfekte Übereinstimmung beim Wasser gibt es nicht.
Beim Finden der bestmöglichen Wasserwerte und Haltungsbedingungen für eure Garnelen lohnt sich ein Blick in ihr natürliches Habitat. Was man zum Beispiel bei den Bäche bewohnenden Caridina-Arten (Bienengarnelen, Tigergarnelen, Hummelgarnelen) sofort bemerkt: Viel Falllaub, fließendes relativ kühles Wasser und eine extrem geringe Wasserhärte. Dies alles resultiert zudem in einer sehr geringen Keimdichte.
So ein Habitat im Aquarium im Detail nachzuahmen grenzt an Unmöglichkeit, die Rahmenbedingungen im Toleranzbereich können wir jedoch erschaffen.
2 Leitungswasser
Meist ist unser Leitungswasser nicht für die Garnelenhaltung geeignet, da es eine zu hohe Gesamthärte hat, also viel zu hart ist, zu viel Nitrat enthält oder von der Mineralstoffzusammensetzung her ungünstig ist.
Ein weiterer nicht zu verachtender Aspekt: Rohrleitungen müssen hin und wieder gereinigt werden, oft kommen dazu Chemikalien zum Einsatz, die Garnelen nicht vertragen, wie zum Beispiel Chlor oder Silber. Wann genau so eine Reinigung durchgeführt wird, teilt der Wasserversorger oft nicht mit, was fatale Folgen für den Garnelenstamm haben kann.
Wasserleitungen aus Kupfer oder Blei sind ein immer geringer werdendes Problem, da sie heutzutage oft nicht mehr verwendet werden und meist nur noch in Altbauten vorkommen. Warmes Wasser für die Garnelen sollte dennoch nicht aus der Leitung genommen werden, da noch immer Bestandteile des Boilers aus Kupfer bestehen können.
3 Vollentsalzer und Umkehrosmose
Aufgrund der meist unpassenden Härte und des hohen Risikos entscheiden sich viele Halter für einen Vollentsalzer oder für eine Umkehrosmoseanlage, da diese einfach zu handhaben und relativ günstig zu erwerben sind. (siehe Osmosewasser). Diese Geräte produzieren reines Wasser für das nachfolgende Remineralisieren. In Gegenden mit geringer Luftverschmutzung greifen manche Garnelenhalter auch auf Regenwasser zurück, das vor der Verwendung im Garnelenaquarium für 24 Stunden über Aktivkohle gefiltert und so aufbereitet wird. Regenwasser enthält nur sehr wenige Mineralstoffe und kommt in der Regel Osmosewasser sehr nahe.
4 Remineralisierung
Es gibt eine Vielzahl von Mineralsalzen zum „Aufsalzen“, also zum Aufhärten des demineralisierten Wassers. Eines der erfolgreichsten ist die Marke SaltyShrimp, andere Hersteller wie Dennerle oder JBL haben ebenfalls solche Salze im Programm.
Die Mineralsalze haben das Ziel, die bestmöglichen Wasserwerte für die jeweilige Art einzustellen. Von SaltyShrimp gibt es drei Produkte:
- BeeShrimp Mineral GH+ für Bienengarnelen, Tigergarnelen und ihre Hybriden, die Taiwangarnelen / Shadow Shrimps, sowie für Hummelgarnelen
- Shrimp Mineral GH/KH+ für Garnelen die eine gewisse Karbonathärte bevorzugen, wie Neocaridina davidi oder Neocaridina palmata
- Sulawesi Mineral 7,5 und 8,5 für Sulawesi-Garnelen wie die Kardinalsgarnele
Für die bestmögliche Dosierung verwendet man ein Leitwertmessgerät. Das demineralisierte Wasser wird mit dem Mineralsalz „aufgesalzen“, bis der in der Gebrauchsanweisung angegebene Wert erreicht ist. Bei schlechter löslichen Salzen ist es einfacher, sich an den Grammangaben der Gebrauchsanweisung zu orientieren.
Autor(en)
Ricardo Castellanos