Ein guter Wasseraufbereiter sollte in keinem Aquarienschrank fehlen - man braucht ihn, um das Wasser für das Aquarium (oder auch in Ausnahmefällen im Aquarium) von Schadstoffen zu befreien.
Auf dem Markt gibt es verschiedene Wasseraufbereiter, die auf unterschiedlichen Grundprinzipien basieren. Um eine sinnvolle Entscheidung beim Kauf treffen zu können, ist es wichtig, diese Unterschiede zu kennen und zu verstehen, wie die Wasseraufbereiter im Aquarium funktionieren.
1 Wirkungsweise von Wasseraufbereitern
Das Grundprinzip ist bei allen Wasseraufbereitern fürs Aquarium gleich: Schadstoffe werden "eingefangen" und durch chemische oder physikalische Bindungskräfte festgehalten.
Zum einen gibt es Wasseraufbereiter, die dem Filter zugegeben werden. Sie bestehen aus einem speziellen Ionen bindenden Harz oder auf Zeolith als Filtermaterial, zum anderen gibt es die flüssigen Wasseraufbereiter, die dem Wasser zugegeben werden.
Die flüssigen Wasseraufbereiter teilen sich in zwei Grundgruppen: die Chelatbildner und die physikalisch wirkenden Aufbereiter auf Zeolithbasis. Die dabei gebildeten Komplexe setzen sich im Aquarium mit der Zeit am Bodengrund ab oder werden vom Aquarienfilter aufgenommen. Aus dem Aquarium entfernt man die so gebundenen Schadstoffe durch Abmulmen des Bodengrundes oder durch die allfällige Filterreinigung.
Auch fein pulverisiertes Montmorillonit wird gerne als Wasseraufbereiter verwendet. Das Schichtsilikat bindet ebenfalls Schadstoffe und bildet Komplexe, die sich absetzen.
Für einen Notfalleinsatz sind die flüssigen oder pulverförmigen Wasseraufbereiter eher zu empfehlen, weil sie schnell das gesamte Wasservolumen erreichen. Die Filterzusätze werden vom Wasser im Aquarium nur nach und nach durchströmt, hier dauert die Schadstoffbindung bedeutend länger.
Muss man gärtnern oder den Bodengrund im Aquarium aus anderen Gründen bewegen, kann man vorbeugend flüssigen Wasseraufbereiter zufügen, um eventuell vorhandenen Schwefelwasserstoff aus Faulstellen direkt abzufangen, bevor er den Aquarientieren gefährlich werden kann.
1.1 Flüssiger Wasseraufbereiter und Aquariendünger
Die Nährstoffe im Aquariendünger gehören zu den bevorzugten Stoffen, die von Wasseraufbereitern gebunden werden. Aus diesem Grund ist es keine gute Idee, beim Wasserwechsel Wasseraufbereiter und Dünger gleichzeitig zu geben - der Aufbereiter würde zum Beispiel Eisen direkt einfangen und an sich binden und es dadurch den Pflanzen als Nährstoff wegnehmen. Bitte entweder Wasseraufbereiter oder Dünger ins Aquarium geben und zwischen den Gaben mindestens 24 Stunden warten! Es hat sich bei vielen Aquarianern bewährt, zunächst dem Frischwasser beim Wasserwechsel Wasseraufbereiter zuzugeben und dann erst am nächsten Tag nachzudüngen.
2 Flüssige chelatbildende Aufbereiter
Einen Wasseraufbereiter auf Chelatbasis erkennt man daran, dass die Flüssigkeit klar und transparent ist. Manche Firmen geben noch einen Farbstoff hinzu, dies dient aber eher der Optik als der Funktion. Die meisten Wasseraufbereiter arbeiten mit der anorganischen chemischen Verbindung EDTA (Ethylendiamintetraessigsäure) als Komplexbildner. EDTA bindet sich sehr gerne an Schwermetalle, aber auch an Kalzium und Magnesium und weitere Stoffe wie Chlor oder verschiedene Pestizide.
Leider ist diese Verbindung nicht immer stabil - kommt ein anderes Element daher, an das EDTA sich lieber bindet, wird das ursprünglich gebundene Teilchen aus der Verbindung "geschubst" und ist dann wieder frei. Auch sind EDTA-Chelatoren sehr empfindlich, was UV-Licht anbelangt. Wird ein solcher Komplex durch einen UV-C-Klärer geleitet, bricht die Verbindung auf, und die Schadstoffe werden wieder im Aquarienwasser freigesetzt. Dasselbe kann auch durch Bakterientätigkeit passieren, EDTA ist ein echter Leckerbissen für viele Mikroben und wird zügig zersetzt. Vor allem, wenn sich die Komplexe im Bodengrund abgesetzt haben, wo viele Bakterien leben, kann es dadurch zur Freisetzung der gebundenen Stoffe kommen. Besonders kritisch ist das, wenn der Bodengrund aufgerührt wird, zum Beispiel, wenn man Pflanzen herauszieht.
3 Wasseraufbereiter auf Zeolithbasis
Zeolithe kommen in großer Zahl in der Natur vor, sie können aber auch künstlich hergestellt werden. Es handelt sich dabei um Aluminium-Silikate, die ein hoch poröses Mikrosieb ausbilden. Zeolith hat eine permanente anionische (negative) Grundladung und wirkt deshalb wie ein Kationentauscher. Im Mikrosieb werden Schadstoffe wie Ammoniak, Schwermetalle, Pestizide und ähnliches gebunden. Am wirkungsvollsten sind bei den Zeolithen die Klinoptilolithe.
Mineralische Wasseraufbereiter auf Zeolithbasis enthalten fein gemahlenes Zeolith, das aufgrund seiner geringen Partikelgröße eine vergleichsweise große Oberfläche mit starkem Bindungsvermögen besitzt. Man erkennt einen solchen Wasseraufbereiter an seiner milchig-trüben Farbe. Wichtig: Vor Gebrauch wirklich gut schütteln, damit sich der Bodensatz in der Flasche wieder löst!
Auch bei Zeolith ist es so, dass schwächere Bindungen durch Substanzen, an die sich das Zeolith lieber bindet, aufgehoben werden. Auch hier können deshalb Schadstoffe wieder freigesetzt werden. Aufgrund seiner mineralischen Struktur ist Zeolith jedoch nicht anfällig für eine Zersetzung durch Bakterien oder durch UV-Licht.
Das Wasser ist nach der Zugabe eines solchen Wasseraufbereiters erst einmal milchig trübe, das Zeolith setzt sich jedoch relativ schnell am Boden ab beziehungsweise wird im Aquarium vom Filter eingefangen.
3.1 Vorteil von Zeolith-Wasseraufbereiter
Ein ganz praktischer Aspekt von Aquarien-Wasseraufbereitern auf Zeolithbasis: Das fein vermahlene Pulver setzt sich recht schnell am Boden ab, das kann man beim Wasserwechsel nutzen. Dazu rührt man das Pulver in das Frischwasser ein, lässt es wirken und wartet ein paar Stunden (zum Beispiel über Nacht), bis es sich abgesetzt hat. Dann erst macht man den Wasserwechsel und gibt das Frischwasser so zu, dass der Bodensatz von Zeolith und potentiell gebundenen Schadstoffen gar nicht erst ins Aquarium gelangt.
4 Zeolith für den Filter
Zeolith ist nicht nur in fein zermahlener Form erhältlich, sondern auch in etwas größeren Stücken als Filtermaterial. Hier macht man sich ebenfalls die Bindungsfähigkeit zunutze. Wichtig zu wissen: Die Bakterien im Filter bilden auf den Zeolithsteinchen Biofilme, die die Schadstoffe aufnehmenden Mikrokanäle schnell verstopfen. Dann ist das Zeolith unwirksam. Wer Zeolith im Filter als Schadstoffbinder verwenden möchte, sollte daher darauf achten, das Zeolith im Filter täglich gut durchzuschütteln, sodass die Biofilme mechanisch entfernt werden.
Das aufnahmefähigste Zeolith ist das in nassem Zustand relativ grünliche Klinoptilolith, das man an seiner Farbe sehr gut erkennen kann.
4.1 Zeolith regenerieren
Mit der Zeit sättigt sich Zeolith, seine Aufnahmefähigkeit ist begrenzt. Man kann es durch Einlegen in eine Kochsalzlösung regenerieren. Die Natriumionen verdrängen die im Zeolith gebundenen Stoffe, sodass es wieder einsatzbereit wird.
Stelle eine Lösung aus 1 Liter Wasser und 5-10 g Kochsalz ohne Zusätze wie Jod oder Fluor her, in die du das Zeolith gibst. 24-36 Stunden stehenlassen und ab und zu umrühren. Danach gründlich unter fließendem warmem Wasser ausspülen. Nun ist das Zeolith wieder aufnahmefähig.
5 Aufbereiter auf Harzbasis - Purigen
Ein sehr häufig in der Aquaristik verwendeter Wasseraufbereiter auf Harzbasis ist Seachem Purigen. Bei diesem Aufbereiter handelt es sich um ein sehr effektives synthetisches Adsorptionsharz, das nicht als Ionenaustauscher arbeitet. Das hier verwendete grobporige synthetische Polymer nimmt organische Schadstoffe und Verunreinigungen aus dem Aquarienwasser auf und bindet sie fest an sich. Purigen adsorbiert Eiweiß, Ammonium, Ammoniak, Nitrit und Nitrat, organische Stickstoffe und Pestizide, jedoch keine Metalle.
p>Purigen wird dunkler, je mehr organische Schadstoffe es aufnimmt. Seine Aufnahmefähigkeit lässt sich durch eine Behandlung mit handelsüblicher Haushaltsbleiche wiederherstellen.
5.1 Purigen regenerieren
Zum Regenerieren von Purigen verwendet man 8,25%ige haushaltsübliche Chlorbleiche ohne Duftstoffe und verdünnt das Mittel 1:1 mit Wasser. Viele Chlorbleichen aus dem Handel haben eine niedrigere Konzentration von 5%, diese können unverdünnt oder leicht verdünnt verwenden werden.
Bitte für mindestens 8 Stunden in klares Wasser einlegen und eventuell einen Wasseraufbereiter auf EDTA-Basis zugeben. Achtung: Wasseraufbereiter mit Schleimhautschutz für die Fische sind ungeeignet, sie können das Purigen unbrauchbar machen! Danach kann das Purigen wieder im Filter zum Einsatz kommen.
Achtung: Bei Arbeiten mit Chlorbleiche müssen Handschuhe und eine Schutzbrille getragen werden. Für ausreichende Belüftung sorgen!
6 Montmorillonit
Das Schichtsilikat Montmorillonit ist ein Natrium-Aluminium-Silikat und fungiert ähnlich wie Zeolith als Ionentauscher. Montmorillonit wird dem Aquarienwasser in der Regel in Pulverform oder als Aufschlämmung zugegeben. "Monte" bindet ebenfalls Schadstoffe wie Ammonium oder Schwermetalle, kann sie aber ebenso wie Zeolith auch wieder abgeben.
7 Huminstoffe
Huminstoffe binden nicht nur Schwermetalle, Pestizide und andere Schadstoffe dauerhaft und stabil, weil physikalisch, sondern haben noch eine ganze Menge anderer positiver Eigenschaften: Sie machen das Wasser erst biotopgerecht und versetzen es in einen Zustand, der dem sehr vieler natürlicher Biotope entspricht. Das Immunsystem der Aquarientiere wird verbessert, Keime werden reduziert, den Pflanzen im Aquarium stehen wichtige Nährstoffe durch Huminstoffe besser und länger zur Verfügung, die Wasserqualität wird erhöht, Schadstoffe werden reduziert und der pH-Wert des Wassers wird zusätzlich auch noch stabilisiert. Was Huminstoffe alles können, erfahrt ihr in unserem Artikel "Huminstoffe im Aquarium" im Detail.
Autor(en)
Ulli Bauer
Fotos: Garnelenhaus