Wasserassel

Asellus sp.

Im Aquarium sind Wasserasseln weniger häufig zu sehen als zum Beispiel Mexikanische Flohkrebse, ihr typisches Aussehen macht sie eigentlich auch zu einem gut zu identifizierenden Aquariengast. Die Wasserassel wird von Fischen gerne gefressen, weshalb man sie eher in reinen Wirbellosenaquarien entdeckt als im Gesellschaftsaquarium mit tropischen Fischen. Allerdings können in der Natur gefangene Wasserasseln die Kratzerkrankheit an Fische übertragen, wenn sie Kratzwürmer in sich haben.

In Mitteleuropa ist die gut angepasste Wasserassel keine gefährdete Art.

1 Aussehen und Vorkommen

Bei der Wasserassel (Asellus aquaticus) handelt es sich um eine mitteleuropäische Asselart, die im Süßwasser beheimatet ist. Es kann allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass sich in der Aquaristik auch andere Arten von Wasserasseln tummeln, die ursprünglich aus Asien stammen und mit Wasserpflanzen eingeschleppt wurden.

Wasserasseln leben in der Natur in Tümpeln, Teichen und Flüssen, häufig in sehr nährstoffreichem, organisch belastetem Wasser, teilweise auch im Brackwasser der Flussmündungen. Sie bevorzugen dabei Bereiche mit wenig bis keiner Strömung.

Wasserasseln gelten als Zeigertiere für eine hohe organische Wasserbelastung und haben einen Saprobienindex von 2,8 - was sie zum Leitorganismus für die Gewässergüte III macht (stark verschmutzte Gewässer).

Auch in Wasserleitungen können Wasserasseln in großer Zahl einwandern und das Leitungsnetz besiedeln, vor allem, wenn das Leitungswasser bereits organische Belastungen aufweist. Bei Massenvorkommen stellen die Wasserasseln für den Wasserversorger durchaus ein Problem dar, weil die Leitungen durch sie sogar verstopfen können.

Die Wasserassel gehört zu den Ranzenkrebsen und ist mit den Flohkrebsen weitläufig verwandt. Ihr Körper ist stark abgeplattet, die typische Färbung ist graubraun mit einem dunkleren Längsband auf dem Rücken. Die Beine sind häufig geringelt. Asellus aquaticus hat drei klar abgegrenzte Körperregionen: Kopf, Rumpf und der mit dem Schwanzfächer zum Pleotelson verschmolzene Hinterleib.

Asellus aquaticus hat sieben Laufbeinpaare (Pereiopoden), am ersten Beinpaar sitzt eine Schere, die der Wasserassel zum Zerkleinern der Nahrung dient. Am Kopf (im Bild rechts) sitzen ein schwarzes Augenpaar und zwei Antennenpaare, ein sehr kurzes und ein langes. Am auffallend breiten Hinterleib (im Bild links) sind Uropden ausgebildet, die auf den ersten Blick ebenfalls wie Antennen aussehen. Weibliche Wasserasseln werden zwischen 8 und 15 mm groß, die Männchen werden mit 12-20 mm etwas größer.

Weil man nicht sicher sagen kann, dass alle Wasserasseln in der Aquaristik der bei uns heimischen Art Asellus aquaticus angehören, dürfen im Aquarium gefundene Asseln nicht ausgesetzt werden, um keine Faunenverfälschung zu riskieren.

2 Nahrung und Fressverhalten

Wasserasseln sind Restefresser, sie ernähren sich überwiegend von organischen Abfällen/ Detritus, Futterresten, Algen und Algenbelägen, Biofilmen und Pflanzenresten.

Im Aquarium sind sie als Putztrupp und Resteverwerter bei einigen Züchtern sogar sehr gerne gesehen. Ein Übermaß an Futter kann zu einer Massenvermehrung führen

2.1 Problematik im Wirbellosenaquarium

Asellus aquaticus stellen im Garnelenaquarium in normaler Populationsdichte absolut keine Gefahr für Zwerggarnelen dar. Die agileren Garnelen setzen sich gegen die kleinen Ranzenkrebse in der Regel problemlos durch.

3 Fortbewegung

Die eher träge wirkenden Wasserasseln krabbeln über den Bodengrund oder auf Pflanzen und der Aquariendeko. Gerne sitzen die kleinen Krebstiere in strömungsarmen Bereichen. Werden sie sehr stark gestört, können sie auch schwimmen und sind bei Gefahr überraschend schnell.

4 Fortpflanzung

Die Wasserasseln der Gattung Asellus sind getrennt geschlechtlich. Nach der Reifehäutung des Weibchens sitzt das Männchen bis zu einer Woche lang auf dem Weibchen auf, zusammen krabbeln die Krebstiere so durchs Becken. Nach der Paarung packt das Weibchen bis zu 100 Eier in seine Bruttasche, die sie mit sich trägt, bis nach 3-6 Wochen die jungen Wasserasseln schlüpfen, die aussehen wie kleine Kopien ihrer Eltern. Um wachsen zu können, müssen sich Wasserasseln wie alle Krebstiere häuten.

5 Wie kommt die Wasserassel ins Aquarium?

Wasserasseln schleppt man sich entweder mit Tümpelfutter aus der Natur oder (im Garnelenaquarium häufiger) mit Aquarienpflanzen ein. Sie sitzen gerne in Mooskugeln, aber auch in den Blattachseln anderer Pflanzen. Auch mit Aquariendekorationen aus bereits mit Asellus sp. besiedelten Becken kann man sie ins Aquarium holen, oder natürlich, indem man sie bewusst als Lebendfutter für die Fische verwendet oder als Putztrupp ins Garnelenaquarium einbringt. In den 90er-Jahren sah man in den Aquarien japanischer Bienengarnelen-Züchter sehr häufig Wasserasseln, die bewusst als Resteverwerter genutzt wurden.

6 Überlebenstechniken

Wasserasseln graben sich im Unferschlamm ein, wenn das Gewässer auszutrocknen droht, und sind denkbar robust und anpassungsfähig gegenüber organischer Wasserverschmutzung und unterschiedlicher Wasserwerte.

7 Muss man Wasserasseln entfernen?

Parasitenfreie Asellus sp. lassen sich in einem Gesellschaftsaquarium mit Fischen recht gut als dauerhafte Quelle für Lebendfutter nutzen. Im reinen Garnelenaquarium nützen sie mehr, als sie schaden, weil sie sich um potentiell gammelnde Reste kümmern und dadurch die Wasserbelastung niedrig halten.

7.1 Wasserasseln in Aufzuchtaquarien für Fische

Im Jahr 2022 erschien eine spannende Studie zum Fressverhalten von Wasserasseln in Aufzuchtaquarien mit dem Titel "Removal of dead fish eggs by Asellus aquaticus as a potential biological control in aquaculture" von
Balázs Kucska et.al.

Demnach können Wasserasseln ganz klar zwischen toten und befruchteten Eiern von Zebrafischen unterscheide und fressen nur die unbefruchteten Eier. Bei Laichverpilzungen fressen sie gezielt den Pilz von befruchteten Eiern weg. Fischlarven werden ebenfalls in Ruhe gelassen.

 

Autor(en)

Ulli Bauer

Fotos: Vanessa Oehmig, Beate Tuszynski

Quelle

Removal of dead fish eggs by Asellus aquaticus as a potential biological control in aquaculture", Balázs Kucska et.al., 2022

Filter / Tags
Wasserassel