Verletzungen bei Krebstieren

Krebstiere haben zwar einen festen Panzer, aber hin und wieder werden sie dennoch Opfer einer mechanischen Verletzung. Diese kann unterschiedliche Ursachen haben.

1 Fremdeinwirkung

Bei Zwerggarnelen und Fächergarnelen ist die Verletzungsgefahr durch eine Einwirkung von Artgenossen eher gering, weil die Tiere innerartlich nicht stark aggressiv sind. Bei Großarmgarnelen, Krebsen und Krabben dagegen kann es durchaus zu fehlenden Gliedmaßen oder zu Schäden am Panzer kommen, wenn sich zwei Exemplare um etwas streiten - etwa um ein besonders leckeres Futterstück, um eine Höhle oder auch um ein Weibchen.

Zwerggarnelen und Fächergarnelen dagegen werden manchmal von Fressfeinden verletzt. Auch durch Unfälle kann es zu einem Panzerschaden kommen.

2 Autotomie

Bei der Häutung oder auch bei Gefahr kann ein Krebstier Gliedmaßen abwerfen - die sogenannte Autotomie (griechisch für Selbst-Schneidung).

Besonders häufig trifft dies Krebse und manchmal auch Krabben bei der Häutung. Sie müssen die dicken großen Scheren durch die dünnen Röhren der Scherenbeine ziehen - diese platzen dabei zwar auf, aber nicht immer passen die Scheren durch. Dann wirft der Krebs im Zweifel eine oder auch beide großen Scheren ab, um seine Häutung dennoch abzuschließen.

Aber auch, wenn ein Feind den Krebs, die Krabbe oder die Garnele an einer Gliedmaße gepackt hat, kann diese abgeworfen werden. Hierzu haben die Füße der Krebse sogar Sollbruchstellen. Der Feind bleibt mit dem kleinen Snack zurück und das Tier kann fliehen. Diese durch den Mechanismus der Autotomie "bewusst" verlorenen Gliedmaßen können von Krebstieren wieder regeneriert werden.

3 Krankheiten

Bei Krankheiten wie der Krebspest oder auch bei bakteriellen Erkrankungen kann es ebenfalls dazu kommen, dass bei Krebstieren Beine abgeworfen werden. In diesem Fall ist die Prognose leider nicht so günstig.

4 Sofortmaßnahme des Immunsystems

Um an der Bruchstelle das Eindringen von Erregern zu minimieren, lagert das Krebstier in die Ränder Melanin ein, was zu einer rostbraunen Farbe führt und auf den ersten Blick mit der Rostkrankheit verwechselt werden kann. Hier gehen die Läsionen jedoch nicht weiter (vorausgesetzt, es setzt sich keine Sekundärinfektion in die Wunde), die Stellen werden weder größer noch tiefer.

5 Regeneration

Bei der nächsten Häutung wird der beschädigte Panzer abgeworfen. Darunter ist eine komplette neue Haut gewachsen, und die beschädigte Stelle ist damit repariert.

Hat der Krebs, die Krabbe oder die Garnele ein oder mehrere Gliedmaßen verloren oder musste das Tier sie bei der Häutung oder einem Kampf abwerfen, kann man schon vor der Häutung manchmal einen dünnen Stummel sehen, der anstelle des abgeworfenen Gliedes nachwächst. Dieses Phänomen ist auch als "gel limb" (Gel-Gliedmaße) bekannt.

Nach der nächsten Häutung wandelt sich dieser Stummel zu einem vollwertigen Bein oder einer Schere um. Hin und wieder - vor allem bei älteren Tieren - kann es vorkommen, dass eine nachgewachsene Schere deutlich kleiner ist als die verbliebene.

Von Häutung zu Häutung holt die neue Schere zwar auf, aber bei älteren Krebsen oder Krabben (übrigens auch in der Natur) kann es dabei durchaus passieren, dass sie nie so groß wird wie die andere, nicht abgeworfene, sodass das Tier ein deutliches Ungleichgewicht kompensieren muss.

Manchmal ist eine nachwachsende Schere auch deformiert und nicht funktionsfähig. Bei den großen Scheren ist dies nicht schädlich, solange eine Schere funktioniert und sich der Krebs nicht gegen Artgenossen zur Wehr setzen muss.

Wie genau der Regenerationsmechanismus funktioniert und wie man mit Krebstieren umgehen sollte, die nicht nur eins, sondern mehrere Gliedmaßen verloren haben - darauf gehen wir in unserem ausführlichen Artikel "Regeneration von Gliedmaßen" ein.

 

Autor(en)

Ulli Bauer

Fotos: Thomas Baumeister, Bianca Steins

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