Trompetentierchen aus der Gattung Stentor sind einzellige Wimperntierchen (Ciliaten). Sie sind entfernt mit Glockentierchen verwandt, sehen aber "massiger" aus als diese. Trompetentierchen treten hin und wieder im Aquarium auf. Häufig treten Trompetentierchen in Kolonien auf. Sie sind als fadenartige, fusslige Beläge auf Pflanzen, Steinen, Wurzeln und anderen Dekorationsgegenständen zu sehen, manchmal auch - so wie in unserem Bild - auch auf Schneckengehäusen oder auf dem Panzer von Krebstieren wie Garnelen oder Flusskrebsen.
Die Beläge können verschiedene Farben haben, weißlich, grünlich, aber auch bläulich oder lilafarben.
1 Aussehen und Vorkommen
Trompetentierchen haben ihren Namen von ihrer trichterartigen Form. Bei Gefahr können sie sich zusammenziehen und nehmen dann eine oval-längliche Form an. Mit bis 2 mm Länge sind Trompetentierchen einer der größten Einzeller, und sie sind auch mit bloßem Auge gut sichtbar. Meist treten diese Einzeller in Kolonien auf. Die Einzeltiere sitzen auf einem Stiel, an dessen Ende eine Haftorganelle ist, mit der sie sich an der Unterlage festheften können. Wenn die Trompetentierchen auf einem kleinen Stück Detritus sitzen, sind die Kolonien kugelförmig und treiben so im Wasser.
Mit einer guten Lupe oder unter dem Mikroskop kann man einen Wimpernkranz (Cilien) am oberen Ende erkennen. Hier sitzt die Fressöffnung, in die das Trompetentierchen mit Hilfe seiner Wimpern Futter einstrudelt.
Die Farbe von Trompetentierchen ist beige bis weißlich, es gibt aber auch Arten, die durch symbiontische Algen eine grüne Farbe haben. Selten gibt es auch bläuliche oder lilafarbene Arten.
Trompetentierchen der Gattung Stentor leben ausschließlich im Süßwasser, wo sie weltweit vorkommen.
2 Nahrung und Fressverhalten
Stentor ernährt sich von Bakterien, Algen und anderen einzelligen Mikroorganismen, die es mit Hilfe seiner Wimpern in die Fressöffnung einstrudelt. Im Foto: Stentor roeseli
Viele Nährstoffe im Aquarium und eine hohe Bakteriendichte im Wasser begünstigen die Vermehrung der Trompetentierchen. Häufig kommen die überschüssigen Nährstoffe dadurch, dass der Halter es mit dem Futter etwas zu gut gemeint hat.
2.1 Problematik im Wirbellosenaquarium
Trompetentierchen an sich sind harmlos, sie sind auch dann nicht problematisch, wenn sie auf Krebstieren oder Schneckenhäuschen aufsitzen.
3 Fortbewegung
Stentor kann seine Haftorganelle von der Unterlage lösen und sich mit Hilfe seiner Cilien (Wimpern) frei schwimmend fortbewegen. So ist es dem Trompetentierchen möglich, sich bei ungünstigen Bedingungen ein besseres Plätzchen zu suchen.
Bei Gefahr ziehen sich die Trompetentierchen schlagartig zusammen. Diese Bewegung kann die ganze Kolonie betreffen.
4 Fortpflanzung
Trompetentierchen vermehren sich durch Teilung.
5 Wie kommen Trompetentierchen ins Aquarium?
Bei ungünstigen Bedingungen kann Stentor eine Zyste formen, die bei Trockenheit mit dem Wind verweht wird und dadurch zu einem Bestandteil des Staubes wird. Trompetentierchen können also über die Luft ins Aquarium gelangen, aber natürlich auch aufsitzend auf Garnelen und anderen Krebstieren, Schneckenhäuschen, Wasserpflanzen, Aquariendekoration und so weiter.
6 Überlebenstechniken
Stentor können sich mit einer zähen Membran umgeben, die eine Cyste bildet, in der sie vor Austrocknung und vor sich verschlechternden Umweltbedingungen geschützt sind.
Trompetentierchen können also auch über den Staub in der Luft neue Habitate besiedeln.
7 Trompetentierchen eindämmen
Trompetentierchen müssen nicht bekämpft werden, sie fügen den Wirbellosen und Fischen im Aquarium keinen Schaden zu. Manche Fische und Wirbellose fressen Trompetentierchen sogar. Eine starke Besiedelung mit Trompetentierchenkolonien kann jedoch ein Hinweis auf eine hohe Keimbelastung des Aquarienwassers sein, gegen die man etwas unternehmen sollte. In unserem Artikel "Die Keimdichte senken" beschreiben wir effektive Maßnahmen zur Senkung der Bakterienbelastung. Indirekt beeinflusst dies dann auch die Trompetentierchenpopulation.
Autor(en)
Ulli Bauer
Fotos: Christiane Kienesberger, Protist Image Database (public domain via Wikimedia Commons), Vanessa Oehmig, Video: Vanessa Oehmig