Immer wieder sind auf Sulawesi-Schnecken der Gattung Tylomelania, im besonderen Importtieren, Würmer zu sehen. Sie sitzen auf dem Weichgewebe der Schnecken, hauptsächlich auf dem Fuß, bis tief in die Mantelhöhle hinein. Die kleinen Würmchen kann man als dunkelrote bis schwarzrote kleine Erhebungen auf den Schnecken erkennen. Auf den Arten mit hell oder gelb gefärbtem Körper sieht man sie besser, bei den Arten mit dunklem oder schwarzem Fuß muss man schon sehr genau hinschauen. Bei diesen Temnocephaliden handelt es sich um eher harmlose Aufsitzer, auch wenn die Würmer oft als Tylo-Egel bezeichnet werden - sie saugen kein Blut. Bei massenhaftem Befall können sie allerdings die Schnecke stark stressen.
1 Aussehen und Vorkommen
"Tylo-Egel" sind max. ca. 10mm lang und bräunlich/schwarz gefärbt. Wenn man sie berührt, ziehen sie sich sehr eng bis auf ca. 3 mm zusammen. Anders als Blut saugende Egelarten bleiben diese Würmer auf der Schnecke sitzen. Sie gehören zu den Temnocephalidae, die manche Autoren zu den Plathelminthes zählen, also den Strudelwürmern. Diese Saugwürmer, auch Temnocephaliden genannt, haben am unteren Ende einen Saugnapf und laufen am oberen Ende in mehrere längere Tentakel aus. Auch auf Krebsen der Gattung Cherax kann man Temnocephaliden finden, diese gehören jedoch einer anderen Art an. Die aufsitzenden Würmer scheinen wirtsspezifisch zu sein, sie wechseln die Tierart nicht.
Eingeschleppt werden die aufsitzendenWürmer durch bereits befallene Schnecken, es steht zu vermuten, dass sie von der Insel Sulawesi / Indonesien stammen, also mit Wildfängen der dort heimischen Tylomelania-Schnecken eingeführt wurden und werden.
2 Nahrung und Fressverhalten
Temnocephaliden sind Kommensalen, also keine Parasiten. Sie fressen Schwebstoffe und Mikroorganismen aus dem Wasser und benutzen die Schnecke lediglich als Substrat und "Taxi". Nach unterschiedlichen Beobachtungen und Erfahrungen besiedeln die Saugwürmer nur Arten der Gattung Tylomelania. Bei einer Vergesellschaftung befallener Tylomelania mit Posthornschnecken, Pianoschnecken und Rennschnecken war nicht festzustellen, dass die Würmer auf diese Arten übergesprungen wären.
2.1 Problematik
Gesunde Tylomelania-Schnecken ertragen einen geringen Befall mit Temnocephaliden ohne größere Probleme. Ist die Schnecke jedoch gestresst (zum Beispiel durch einen Versand oder durch Probleme mit der Aquarienhygiene, unpassendes Futter und dadurch resultierende Mangelerscheinungen etc.), kann es passieren, dass die Würmer die Oberhand gewinnen und die Schnecke "überrennen". Bei einem starken Befall kann die Schnecke so stark gestresst werden, dass sie in der Folge das Fressen einstellt und stirbt.
3 Fortbewegung
Temnocephaliden kriechen wie eine Spannerrraupe. Dazu heften sie den hinteren Saugnapf fest, lösen das vordere Körperende, strecken den Körper nach vorne aus, halten sich vorne fest, lösen den hinteren Saugnapf und ziehen den Hinterkörper nach.
4 Fortpflanzung
Temnocephalidae sind zwittrig. Nach der Paarung legen die meisten Arten Eikokons auf festen Substraten oder aber direkt auf der Schnecke ab: Pflanzen, Steinen, Wurzeln und so weiter.
5 Einschleppung
"Tylomelania-Egel" werden häufig auf den Schnecken aufsitzend zusammen mit Wildfangschnecken eingeschleppt, sie können aber auch an Pflanzen und an Dekomaterialien wie Wurzeln und ähnlichem aus befallenen Aquarien sitzen beziehungweise können die Würmer ihre Kokons daran geheftet haben. Für einen Halter von Tylomelania-Schnecken gibt es keine absolute Sicherheit, nicht mit diesen Saugwürmern in Kontakt zu kommen.
6 Saugwürmer entfernen
6.1 Absammeln
Wenn man einen Saugwurm sieht, der im Becken unterwegs ist, bietet es sich natürlich an, ihn abzusammeln - allerdings kämpft man da gegen Windmühlen, da die überwiegende Zahl der Würmer auf den Schnecken sitzt.
6.2 Chemie
Die chemische Keule mit Panacur verbietet sich in einem Aquarium mit Tylos, da Panacur zwar gegen Saugwürmer wirkt, aber leider auch die schönen Schnecken aus Sulawesi tötet. Gegen Temnocephaliden kann man mit Praziquantel vorgehen, aber auch hier ist Vorsicht geboten - es liegen keine Erfahrungswerte vor, ob das Mittel von Tylomelania-Schnecken vertragen wird.
6.3 Salz
Somit ist alles, was bleibt, eine Behandlung mit Salz. Salz betäubt die Würmer kurz und bringt sie zum Loslassen, sie fallen von der Schnecke ab.
6.3.1 Vorbereitung
Man braucht für die Behandlung der Tylomelania-Schnecken vier saubere Behälter, idealerweise mit weißem Boden, jodfreies Tafelsalz, eine Pinzette, einen Teelöffel, eine größere Schale, die mit einem Stück angefeuchtetem Küchentuch ausgelegt wird, und einen Messbecher.
Natürlich haben wir vor der Behandlung schon ein entsprechendes Quarantänebecken mit einer Temperatur von ca. 26° und ähnlichen Wasserwerten wie im Aquarium vorbereitet - ohne Bodengrund, Dekoration oder ähnliches, damit eine effektive Kontrolle möglich ist.
6.3.2 Wichtige Info vorab
Wenn während der Behandlung eine Schnecke beginnt, stark abzuschleimen, brecht die Behandlung sofort ab und setzt die Tylo zurück in ihr Aquarium - das Abschleimen ist ein Zeichen für übermäßigen Stress! Die Schnecke sollte sich vor Wiederaufnahme der Behandlung ein paar Tage erholen können. Setzt sie NICHT in das vorbereitete Quarantänebecken. Nach einigen Tagen könnt ihr die Schnecke nochmals behandeln. Behandlungen und entsprechende Pausen sind eventuell auch einige Male nötig, bis alle Saugwürmer die Schnecke verlassen haben.
6.3.3 Die eigentliche Behandlung
Fülle drei Gefäße mit je 500 ml Aquarienwasser. In das erste gibst du ca. 1,5 - 2 Teelöffel jodfreies Tafelsalz, in das zweite 1-1,5 Teelöffel Salz und in das dritte ca. 0,5-1 Teelöffel Salz. In das vierte Gefäß kommt reines Aquarienwasser.
Bitte auf die Temperatur achten!
Mit der Pinzette setze ich die Tylomelania-Schnecken von einem zum anderen Gefäß. Dabei halte ich die Schnecken an der Gehäusespitze, sodass das Gehäuse senkrecht nach unten hängt. Ich schwenke die Schnecke in der jeweiligen Lösung, damit eventuell vorhandene Würmer loslassen und abfallen.
Ich beginne in dem Gefäß mit der höchsten Salzkonzentration und bade die Schnecke jeweils maximal zehn Minuten lang in der jeweiligen Lösung. Nach dieser Zeit sollten die meisten Würmer losgelassen haben und von der Tylo abgefallen sein.
Bevor du die Tiere nun in ihr Quarantänebecken setzt, lege sie noch kurz in das Gefäß mit reinem Aquarienwasser, damit sie sich akklimatisieren.
Zur „Endkontrolle" lege ich dann die behandelte Tylomelania-Schnecke in die zuvor vorbereitete Schale auf das feuchte Küchentuch. Ist die Schnecke halbwegs fit, kommt sie nach wenigen Sekunden aus ihrem Gehäuse.
Sollten dann keine Würmer mehr zu sehen sein, kann die Tylo ins Quarantänebecken gesetzt werden. Haften dagegen noch Würmer an ihr, muss sie nochmals für eine Zeitlang in der schwächsten Lösung gebadet werden.
Kommt die Schnecke in der Schale nicht aus ihrem Häuschen heraus, heißt das, dass sie bereits extrem schwach ist. Eine Weiterbehandlung wäre eine Quälerei, auch die Rückführung ins Aquarium würde ihr Leiden nur verlängern. Hier sollte man die Schnecke schnell und schonend töten.
6.3.4 Wiederholung eventuell notwendig
Je nach Stärke des Befalls muss diese Behandlung nach ein paar Tagen wiederholt werden. Gib deinen Tylomelania zwischendurch die Möglichkeit, sich von der für sie recht stressigen Behandlung zu erholen!
6.3.5 Zu beachten
Wendet man diese Behandlungsmethode bei Tylomelania an, um aufsitzende Temnocephaliden zu bekämpfen, so kann man manchmal ca. einen Zentimeter lange, dünne Streifen am Grund der Behälter liegen sehen. Auf den ersten Blick mögen sie wie abgefallene Würmer aussehen, da sie jedoch vollkommen bewegungslos sind, könnten sie auch Kotwürstchen oder andere Absonderungen der Schnecken sein.
7 Fazit
Ein auf Dauer saugwurmfreies Becken zu erhalten ist nicht ganz einfach und für die Wirtsschnecken leider auch nicht ohne Stress machbar, aber es lohnt sich, es zu versuchen, um die Schnecken lange gesund zu erhalten.
Auch wenn die Schnecken angeblich aus parasitenfreier Haltung kommen, schadet es auf keinen Fall, sie einer Salzbehandlung zu unterziehen. Mindestens jedoch sollten sie eine Woche in ein nacktes Quarantänebecken gesetzt und gut beobachtet werden.
Autor(en)
Thomas Baumeister
Co-Autor(en)
Ulli Bauer
Fotos: Thomas Baumeister, Chris Lukhaup