Hinter dem Begriff "Schwarze Mückenlarve" verbergen sich viele verschiedene Arten von Stechmücken, auch Gelsen, Schnaken (die übrigens trotzdem nicht mit der biologischen Familie der Schnaken verwandt sind - Schnakenlarven sehen ganz anders aus) oder Moskitos genannt. Diese Mücken stammen aus der Familie Culicidae und legen ihre Eier auf dem Wasser ab. Ihre wasserlebenden Larven haben meist eine beinahe schwarze Farbe. Nicht nur einheimische Arten gehören dazu, sondern auch Einwanderer wie die Tigermücke. Die Mücken unterscheiden sich übrigens von den Fliegen durch den Aufbau ihrer Fühler. Bei den Mücken sind alle Fühlersegmente gleich lang und gleich geformt, bei den Fliegen sehen diese Segmente stark unterschiedlich aus.
Schwarze Mückenlarven sind ein begehrtes Fischfutter - in der Aquaristik sind sie auch als Schwarze Mülas bekannt. Man erhält sie entweder als Frostfutter oder kann sie im Sommer zum Beispiel aus dem Regenfass sammeln. Gezielt züchten ist relativ schwierig, aber man kann die Regentonne natürlich "gemütlich" einrichten, sodass Stechmückenweibchen eher ihre Eier darin ablegen. Schwarze Mückenlarven und ihre erstaunlich beweglichen Puppen tauchen ab und zu natürlich auch im Aquarium auf - in Garnelenaquarien eher als im Gesellschaftsbecken mit Fischen, wo sie sehr schnell zu Lebendfutter umfunktioniert würden.
1 Aussehen und Vorkommen
Schwarze Mückenlarven haben meist einen schlanken Leib und einen mehr oder weniger deutlich abgesetzten, meist dunkler gefärbten Kopf mit einem mit der Lupe gut sichtbaren Augenpaar. Durch die Lupe hindurch sieht man, dass ihr Körper mit einzelnen Borstenbüscheln besetzt ist. Sie werden ca. 4-5 mm lang. Am Hinterleib haben alle Larvenstadien ein Atemrohr, mit dem sie häufig an der Wasseroberfläche andocken, um zu atmen. Am Hinterleib befindet sich ebenfalls ein Borstenbüschel mit federartigen Anhängseln. Schwarze Mückenlarven sind deutlich segmentiert. Sie machen insgesamt vier Larvenstadien durch.
Stechmücken und damit auch ihre wasserlebenden Larven kommen praktisch auf der ganzen Welt vor, alleine in Europa sind 104 Arten heimisch.
1.1 Puppenstadium
Wenn sich die Mückenlarven verpuppen, stellen sie das Fressen ein. Die Puppen sind vorne deutlich verdickt und haben zwei hörnerartige Fortsätze am Kopf - die Atemhörnchen. Auch sie hängen vorwiegend unter der Wasseroberfläche. Verpuppte Stechmückenlarven sind keineswegs unbeweglich. Sie verfügen über einen recht guten Sehsinn und können sich bei Gefahr sehr schnell durch zuckende Schwimmbewegungen in Sicherheit bringen.
1.2 Imago
Imago nennt man das geschlüpfte, fertige Insekt. Stechmücken gehören zu den Hautflüglern und haben ein durchsichtiges Flügelpaar. Die Weibchen saugen Blut bei Warmblütern, weil sie Eiweiß für die Eiproduktion brauchen. Ihren Blutwirt finden sie, weil sie unter anderem das CO2 wahrnehmen können, das wir ausatmen. Die Männchen stechen nicht, sondern ernähren sich von Nektar. Im Bild unten sieht man eine frisch geschlüpfte Tigermücke. Die Imago muss ca. eine Stunde aushärten, bevor sie davonfliegen kann, und bleibt solange auf der Wasseroberfläche sitzen.
2 Nahrung und Fressverhalten
Schwarze Mückenlarven leben von kleinen Schwebealgen, Mikroorganismen im Wasser und feinsten Detrituspartikeln, die sie mit Hilfe ihrer Mundwerkzeuge einstrudeln, können hin und wieder aber auch beim Abgrasen von Biofilmen beobachtet werden.
2.1 Schwarze Mückenlarven im Wirbellosenaquarium
Im Wirbellosenaquarium sieht man Schwarze Mückenlarven öfter als in Aquarien mit Fischen, die die Moskitolarven sehr gerne fressen. Unerwünscht sind sie hauptsächlich deshalb, weil sie sich innerhalb von Tagen von der Larve über die Puppe zur Stechmücke entwickeln, die uns dann nachts mit ihrem Sirren nervt und uns juckende Stiche verpasst.
3 Fortbewegung
Schwarze Mückenlarven hängen meist an der Wasseroberfläche oder lassen sich durchs Wasser treiben. Bei Störung können sie sich blitzschnell durch schlängelnde, peitschenartige Bewegungen des Hinterleibs nach unten absetzen - ebenso die Puppen.
4 Fortpflanzung
Wenn die weibliche Stechmücke ihre Blutmahlzeit hatte und es zur Paarung kam, legt sie ihre etwa kümmelkorngroßen Eischiffchen auf der Wasseroberfläche ab. Nur sehr wenige Arten legen einzelne Eier, die man sehr schlecht erkennen kann. Die Eischiffchen sind etwas auffälliger.
5 Wie kommen schwarze Mückenlarven ins Aquarium?
Die Weibchen legen ihre Eischiffchen vorwiegend in temporären Wasseransammlungen ab: Regentonnen, Planschbecken, Pfützen, Eimer, in stehendem Wasser in Untersetzern von Pflanzentöpfen, in Autoreifen, ... und eben auch im Aquarium. Auch mit Tümpelfutter holt man sie sich (dann meist bewusst) ins Becken.
6 Überlebensstrategien
Schwarze Mückenlarven und auch die Puppen haben einen sehr guten Sehsinn und tauchen blitzschnell in die Tiefen des Gewässers ab, sobald ein Schatten auf die Wasseroberfläche fällt oder sie eine Bewegung wahrnehmen.
7 Muss man Schwarze Mückenlarven absammeln?
Für die Bewohner im Aquarium sind Schwarze Mückenlarven ungefährlich, für die Bewohner außerhalb des Aquariums sind die geschlüpften Stechmücken zumindest lästig. Als wertvolles Lebendfutter sind die Larven in der Aquaristik hoch geschätzt. Garnelen fressen die lebenden Schwarzen Mückenlarven zwar nur ausnahmsweise, jedoch kann man sie einfrieren und dann als selbstgemachtes Frostfutter verwenden. Dann werden sie sehr gerne genommen.
8 Schwarze Mückenlarven als Lebendfutter
Schwarze Mückenlarven sind ein sehr natürliches Futter für Fische und Wirbellose, das die meisten Süßwasserbewohner in ihren Habitaten ohnehin vorfinden würden. Sie enthalten eine ausgewogene Mischung von Proteinen, Fetten und Ballaststoffen und sind daher als Fischfutter sehr wertvoll. Ideal sind die Mülas auch, wenn man zur Zuchtvorbereitung die Fische konditionieren und mit besonders hochwertigem Futter versorgen möchte.
Möchte man gezielt Schwarze Mückenlarven "produzieren", so sollte man wissen, dass organisch belastetes Wasser die Stechmücken eher anzieht als sehr sauberes. Ein kleines Säckchen mit frisch gemähtem Gras, das in eine mit Regenwasser gefüllte Mörtelwanne gehängt wird, kann hier schon Wunder wirken. Schon nach wenigen Tagen kann man dann das Lebendfutter mit einem Kescher ernten. Achtung bei der Annäherung, bewegt man sich zu schnell, tauchen die Mülas ab.
Man kann bei einer gut laufenden Produktion auch Frostfutter als Wintervorrat aus den Schwarzen Mückenlarven produzieren und sie mit ein wenig Wasser portionsweise zum Beispiel in einem Eiswürfelbehälter einfrieren.
Perfekt für kleine Jungfische ist es, wenn man einfach die Eischiffchen auf der Wasseroberfläche des Zuchtaquariums "parkt". Die frisch geschlüpften schwarzen Mückenlarven sind winzig und für Jungfische ab ca. 3-4 mm Körperlänge schon sehr gut fressbar.
Autor(en)
Ulli Bauer
Fotos: Vanessa Oehmig, Video: Sandra Gschwandtner