Die rötlich braunen Würmer sehen von der Farbe ein bisschen aus wie ein Regenwurm. Sie werden oft für Egel oder Planarien aus der Ordnung Seriata gehalten, aber Bothromesostoma sp. gehören zu den im Aquarium eher harmlosen Rhabdocoela wie die Scheibenwürmer der Gattung Macrostomum auch. Oft entdeckt man diese Scheibenwürmer an der Aquarienscheibe, wo sie - typisch für Plathelminthes beziehungsweise Plattwürmer, zu denen sie gehören - schneckenartig kriechen. Bothromesostoma ist zwar räuberisch wie alle Plattwürmer, aber für Garnelen oder Garnelenbabys stellt der Wurm keine Gefahr dar.
1 Aussehen und Vorkommen
Die kleinen hell rötlichbraunen bis fast schwarzroten Plattwürmer haben eine sehr charakteristische Körperform. Der unsegmentierte Körper ist walzenförmig und läuft nach hinten auffallend spitz aus. Bothromesostoma personatum wird in gestrecktem Zustand maximal 7 Millimeter lang, im Aquarium bleibt der Scheibenwurm meist kleiner. Das Vorderende ist abgerundet, und man kann bei genauem Hinsehen den mittig direkt an der vorderen Rundung sitzenden Schlund als kleine Eindellung erkennen. Der Querschnitt dieses Scheibenwurms ist rundlich bis flach, der Körper wirkt oft etwas faltig, wie ein nicht ganz aufgeblasener länglicher Luftballon.
Die Augenflecken sind so winzig, dass man sie auch unter dem Mikroskop erst bei einer entsprechenden Auflösung erkennt, nicht wie bei den Echten Planarien bereits mit bloßem Auge oder mit einer Lupe.
Die Plattwürmer der Gattung Bothromesostoma leben ausschließlich im Süßwasser. Bothromesostoma personatum ist ein heimischer Wurm, er kommt praktisch in ganz Europa vor. Es ist aber nicht auszuschließen, dass sich in unseren Aquarien auch asiatische Arten aus der Gattung Bothromesostoma tummeln, die B. personatum durchaus ähnlich sehen können.
2 Nahrung und Fressverhalten
Bothromesostoma sp. ernährt sich wie alle Plattwürmer räuberisch: Kleinstlebewesen wie Einzeller und kleine Würmer, Aas und Reste vor allem von proteinhaltigem Futter werden gerne gefressen. Übergriffe auf kleine Jungschnecken wurden beobachtet.
Normalerweise hält sich die Population von Bothromesostoma im Aquarium in recht engen Grenzen, von einer Explosion dieser Scheibenwurmpopulation wird nur äußerst selten berichtet.
2.1 Problematik im Wirbellosenaquarium
Scheibenwürmer der Gattung Bothromesostoma gehen durchaus einmal an Jungschnecken. Für Garnelen und Krebse sind sie ungefährlich. Da sich ihre Zahl im Aquarium in der Regel stark in Grenzen hält, stellen sie auch für die Schneckenpopulation keine übermäßig große Gefahr dar.
3 Fortbewegung
Die Scheibenwürmer der Gattung Bothromesostoma kriechen gleitend, ähnlich wie Nacktschnecken. Sie schwimmen nicht aktiv. Werden sie gestört, ziehen sie sich in Form einer Kugel zusammen.
4 Fortpflanzung
Bothromesostoma sp. sind Zwitter und legen nach der Paarung, bei der sie sich gegenseitig befruchten, Eikokons ab, aus denen nach ca. zwei Wochen (abhängig von der Temperatur) junge Würmer schlüpfen.
5 Wie kommt dieser Scheibenwurm ins Aquarium?
Meist holt man sich Bothromesostoma sp. mit Pflanzen oder Deko aus bereits besiedelten Aquarien oder eventuell auch mit Eikokons aus dem Frostfutter ins Aquarium, die heimische Art B. personatum auch mit Tümpelfutter aus dem Freiland. Manchmal sitzen Bothromesostoma sp. in den feinen Fäden von Mooskugeln.
6 Überlebenstechniken
Bothromesostoma personatum lebt bei uns in der Natur auch in Gewässern, die zeitweise trockenfallen. Hier legen die Würmer Eikokons ab, die sehr trockenresistent sind.
Trocknet das Biotop nun aus, werden diese Eikokons zum Teil des Staubes, mit dem sie in neue Gewässer und auch in Aquarien getragen werden.
7 Scheibenwürmer eindämmen
Ganz los wird man den Scheibenwurm Bothromesostoma sp. nicht. Planarien aus der Ordnung Seriata würden auf Panacur oder Flubenol, No Planaria und ähnliche Mittel gegen Planarien reagieren, Bothromesostoma dagegen tut dies nicht - zumindest nicht in den empfohlenen Dosen. Bitte nicht höher dosieren und mehr Gift ins Aquarium kippen! Irgendwann sterben die Scheibenwürmer dann auch, aber andere Aquarienbewohner werden dann ebenfalls geschädigt und sterben eventuell!
7.1 Fressfeinde
Bothromesostoma können zwar zu ihrer Verteidigung Rhabditen ausstoßen, von kleinen bis mittelgroßen Fischen werden sie jedoch trotzdem gerne gefressen. Achtung: Garnelenbabys auch!
Alles in allem ist bei Bothromesostoma jedoch ohnehin kein massenhafter Befall zu befürchten. Wenig proteinreiches Futter hilft beim Kurzhalten der Population.
Autor(en)
Ulli Bauer
Fotos: Melanie Kirchbeck, Video: Heiko Strobel