- 1 Aussehen/Vorkommen
- 2 Nahrung/Fressverhalten
- 3 Fortbewegung
- 4 Fortpflanzung
- 5 Einschleppung
- 6 Überlebensstrategien
- 7 Planarien bekämpfen
- 7.1 Ungeeignete Methoden
- 7.2 Ineffektive Methoden
- 7.2.1 Absammeln von Einzeltieren
- 7.2.2 Abtöten von Einzeltieren
- 7.2.3 Eventuell effektiv: Betelnussextrakt
- 7.2.4 Eventuell effektiv: Fressfeinde
- 7.3 Populationskontrolle mit Falle
- 7.4 Effektive Methoden
- 8 (Internet)-Gerüchte
Die räuberisch lebenden, nachtaktiven Süßwasserplanarien gehören zu den Strudelwürmern (Turbellaria), die wiederum in die Familie der Plattwürmer (Platyhelmintes) gehören.
Hin und wieder (so zum Beispiel sogar auf Wikipedia ...) werden alle Plattwürmer als Planarien bezeichnet, wir beziehen uns hier jedoch ausschließlich auf die Dugesiidae (Süßwasserplanarien). Zu ihnen gehören beispielsweise die Gattungen Dugesia, Schmidtea und Dendrocoelum. Besonders häufig trifft man in der Aquaristik die Gefleckte Planarie Dugesia tigrina an.
Die meisten anderen Strudelwurmarten ernähren sich zwar auch räuberisch, sie fressen aber keine Garnelen und keine großen Schnecken, sondern vergreifen sich höchstens an Jungschnecken, anderen Würmern und weiteren Teilen der Mikrofauna.
Hierzu gehören beispielsweise die oft mit den echten Planarien verwechselten eher weißlich gefärbten Scheibenwürmer aus der Gattung Macrostomum und andere Rhabdocoela wie zum Beispiel die rötliche Bothromesostoma personatum. Sehr ähnlich sieht den Planarien der mit ihnen recht eng verwandte Plattwurm Pentacoelum sp. - der jedoch auch nicht im strengen Sinn zu den Dugesiidae gehört. Auch werden hin und wieder aufgrund der Form ihres Kopfes die sehr viel kleineren Öltröpfchenwürmer (die eigentlich zu den Wenigborstern gehören) für Planarien gehalten.
Im direkten Vergleich sieht man jedoch die Unterschiede sehr deutlich. Der Öltröpfchenwurm oben im Bild ist deutlich kleiner und weist ganz andere Strukturen auf.
1 Aussehen und Vorkommen
Als Plattwurm ist die Planarie im Querschnitt extrem flach und verglichen zur Länge recht breit. Einige Planarienarten haben einen deutlich abgesetzen pfeilspitzenartigen Kopf, er könnte als dreieckig bezeichnet werden. Dazu gehört zum Beispiel die häufig im Aquarium vorkommende Dugesia tigrina. Allerdings gibt es weitere Planarienarten, die keine dreieckige Kopfform besitzen, sondern einen eher rundlichen, viereckigen, ovalen, oder sogar fächerförmigen Kopf haben. Die Kopfform ist daher kein zuverlässiges Kriterium.
In diesem Kopf sitzen bei Dugesia, Schmidtea und Dendrocoelum auch ohne Mikroskop gut erkennbar zwei Augenflecken. Andere Planarien wie die heimische Polycelis felina (unten im Bild) dagegen haben mehrere kleinere Augen an den Kopfseiten, die man mit bloßem Auge nicht gut sehen kann. Planarien verfügen in der Tat auch über ein Hell-Dunkel-Sehen, die Augenflecken erfüllen tatsächlich eine Sehfunktion.
Allen Süßwasserplanarien gemeinsam ist der hellere Schlundfleck, der mehr oder weniger mittig im Körper sitzt, und der stark verästelte dreischenklige Darm, den man grob als Y-förmig bezeichnen könnte. Der einzelne Schenkel des Darmes der Planarie weist in Richtung Kopf, die restlichen beiden Darmteile zum Hinterende. Im Durchlicht kann man diese Strukturen im Inneren des Plattwurms gut erkennen.
Die Planarie im Bild oben hat eben eine Bloody Mary gefressen. Die Farbe der Garnele macht nun den Darm der Planarie gut sichtbar.
Planarien kommen sowohl im Süßwasser wie im Meerwasser und sogar an Land vor. Es gibt Alleine im Süßwasser gibt es über 200 Arten. Sie gelten als Zeigertiere für relativ sauberes Wasser (Gewässergüteklasse I-II, Saprobienindex 1,5-1,8). Auch bei uns in Mitteleuropa gibt es heimische Planarienarten in Naturgewässern. Je nach Art können Planarien 1 bis 3 cm lang werden. Die bei uns heimischen Dugesia-Arten werden ca. 2,5 cm lang.
2 Nahrung und Fressverhalten
Planarien ernähren sich teilweise räuberisch von Würmern, Schnecken, Kleinkrebsen, Insektenlarven, Bakterien und Amöben, sie fressen aber auch Aas. Laich von Fischen und Wirbellosen wird ebenfalls nicht verschmäht, ebensowenig wie Fischlarven, die noch nicht frei schwimmen. Bei der Jagd heftet sich die Planarie mit ihrer Unterseite an die Beute an. Mit Hilfe von Verdauungssekreten wird der Panzer bzw. die Haut der Beute durchlöchert. Dann stülpt die Planarie ihren Schlund aus und saugt die Beute aus.
Studien deuten darauf hin, dass manche Planarienarten sich über Pheromone und auch über visuelle Reize verständigen und sich so beim Futter versammeln.
2.1 Problematik im Wirbellosenaquarium
Bei den Planarien gibt es verhältnismäßig "friedliche" Stämme, die sich mit dem gelegentlich anfallenden Aas im Garnelenaquarium zufrieden geben und ansonsten die Begleitfauna dezimieren, es gibt aber auch durchaus räuberische Planarien, die sich über geschwächte, gestresste oder frisch gehäutete Garnelen hermachen. Gesunde, kräftige Tiere werden seltener angegriffen, aber auch das kann vorkommen. Schnecken für viele der Plattwürmer eine gern gesehene Beute, wobei auch schon beobachtet wurde, dass Planarien beispielsweise Neritina pulligera vorwiegend als "Mitfahrgelegenheit" und nicht so sehr als lebendes Buffet nutzen. Auch Schneckengelege werden verspeist.
Zum Fressen fährt die Planarie ihren Schlund in der Körpermitte aus, hier im Video als weißes Anhängsel gut zu erkennen. Planarien fressen also "mit dem Bauch", die Futterluke befindet sich nicht vorne am Kopf!
2.2 Planarien und Garnelensterben?
Ein interessanter Zusammenhang mit der Planarienpopulation im Garnelenaquarium wurde schon beobachtet: Tritt ein Garnelensterben auf, zum Beispiel durch eine Infektion oder unpassende Wasserwerte, vermehren sich die Planarien sehr stark. Sie finden ja nun viel Aas, das sie verwerten können. Darauf vermehren sich die Planarien stark. Oft zieht dann der Aquarianer allerdings den falschen Schluss: ich sehe viele Planarien in meinem Aquarium, die müssen am Garnelensterben schuld sein. Hier werden dann allerdings Ursache und Wirkung vertauscht.
Behandelt man dann gegen die Planarien, macht man im Anschluss einen großen Wasserwechsel und man saugt den Bodengrund gründlich ab - das hilft auch sehr gut gegen Infektionen, weil man dadurch die Bakterienbelastung im Aquarium stark verringert und so den Garnelen hilft, mit den angreifenden Keimen besser fertig zu werden. Das Sterben hört auf und der Aquarianer fühlt sich bestätigt: Die Planarien wurden bekämpft, die Garnelen sterben nicht mehr, also waren wohl wirklich die Planarien schuld.
3 Fortbewegung
Eine Planarie gleitet relativ zügig und elegant auf allen möglichen Oberflächen durchs Becken, indem sie eine Schleimschicht absondert - ähnlich wie Schnecken. Auf ihrer Unterseite sind Planarien dicht mit sehr kurzen Wimperhaaren besetzt, den Cilien. Sie dienen der Fortbewegung und schieben den Wurm auf der Schleimschicht nach vorn. Machmal lässt sich beobachten, dass sie mit ihrem Kopf suchende Bewegungen macht. Schwimmen können Planarien nicht aktiv, sie schweben mehr oder weniger senkrecht nach unten, wenn sie sich fallen lassen. Bei Störung zieht sich eine Planarie kugelförmig zusammen.
Achtung: Auf dem Trockenen gleiten Planarien nicht mehr, hier bewegen sie sich ruckartig vorwärts, was fast ein bisschen aussieht wie die Fortbewegungsweise eines Egels. Für eine sichere Beurteilung der Fortbewegungsweise sollte das Tier daher im Wasser sitzen.
Planarien können sich die Oberflächenspannung des Wassers zunutze machen - sie schwimmen zwar nicht, aber sie können an der Wasseroberfläche kriechen, und zwar erstaunlich geschickt und schnell. Auch Richtungsänderungen gehen so gut wie auf hartem Substrat.
4 Fortpflanzung
Planarien schnüren bei der ungeschlechtlichen Vermehrung das hintere Drittel ihres Körpers ab. Da sie eine hohe Zahl von undifferenzierten Stammzellen enthalten, regeneriert sich das abgeschnürte Drittel binnen weniger Tage zu einem kompletten Tier, und auch beim anderen Teil wächst das Körperende nach.
Die zwittrigen Planarien können sich aber auch geschlechtlich fortpflanzen. Befruchtete Planarien legen Eikokons ab, die eine sehr robuste und feste Hülle haben. Nur in seltenen Fällen befruchten sich die Tiere selbst, in der Regel paaren sich zwei Individuen. Um sich zur Paarung zusammenzufinden, geben die paarungsbereiten Würmer Pheronome ab. Manche Arten legen Sommereier, manche Arten Wintereier. Wenige Arten eiern auch ganzjährig. Diese meist rotbraunen bis dunkelbraunen Dauereier besitzen einen kurzen Stiel, mit dem sie auf harten Substraten oder den Blättern von Wasserpflanzen angeheftet werden - auch auf Schneckenhäusern sind sie zu finden.
Die kugelrunden Eikokons der Planarien sind klein: Die Stiele sind je nach Art ca. 1-4 mm lang, die Kokons selbst haben einen Durchmesser von ca. 1-3 mm. Frische Kokons sind weißlich, nach etwa einer Stunde werden sie erst gelblich und dann orange-braun. Sie sind aufgrund ihrer geringen Größe und Farbe im Aquarium häufig nicht gut zu sehen - man muss schon sehr genau hinschauen, um sie überhaupt zu entdecken. Dank ihrer robusten Hülle überleben sie Trockenheit, Frost (manche Arten überstehen bis -40 °C) und Hitze. Auch viele Chemikalien können diese Hülle nicht durchdringen.
Bei guten Bedingungen schlüpfen aus den Eikokons in Abhängigkeit von der Außentemperatur nach ca. 10 Tagen je nach Art 5-6 junge Planarien, die nun ihrerseits erst heranwachsen müssen, bis sie die Geschlechtsreife erreichen. Sie durchlaufen kein Larvenstadium, sondern entwickeln sich im Ei direkt zu kleinen Planarien.
5 Wie kommt die Planarie ins Aquarium?
Sehr häufig befinden sich Planarien im Mantelgewebe von Wasserschnecken und werden so ins Aquarium eingeschleppt. Auch durch Dauereier oder bereits geschlüpfte Würmer auf Pflanzen, Wurzeln, Steinen und so weiter aus bereits befallenen Aquarien, durch Planarien, die an Garnelen sitzen oder am Kescher kleben, kann man sie sich einsammeln. Die Dauereier können auch mit Frostfutter ins Aquarium kommen.
Eine Einschleppung von heimischen Arten ist mit Tümpelfutter oder Dekorationsmaterial und Pflanzen aus Naturgewässern möglich.
6 Überlebensstrategien
Planarien verfügen über eine legendäre Regenerationsfähigkeit. Sie enthalten eine hohe Zahl von Stammzellen und können sich daher aus kleinsten Stücken wieder regenerieren - sogar den Kopf mit den Sinnesorganen, was im Tierreich ziemlich einzigartig sein dürfte.
Diese Stammzellen sind auch für die geradezu legendäre Erneuerungsfähigkeit der Planarien verantwortlich: Einen Alterstod kennen diese Würmer nicht.
Zur Verteidigung gegen Fressfeinde können Planarien bei Gefahr aus ihren Rhabditen genannten Poren an der Hautoberfläche zähen Schleim absondern, der im Wasser zu einer furchtbar bitteren Schleimschicht aufquillt, die die Planarie umhüllt.
6.1 Lernfähigkeit
Planarien sind für ein Wesen mit einem so einfachen Nervensystem erstaunlich lernfähig. Sie können beispielsweise durch Schmerzreize auf ein bestimmtes Verhalten konditioniert werden (Dunkelmeidereaktion, Labyrinthversuche, McConnell (1965)). Sie können sich das erlernte Verhalten für mehrere Tage merken. Teilt sich während der Zeit das Tier, verfügen beide Tiere nach der Regeneration über das erlernte Wissen, und es gibt sogar Hinweise darauf, dass unwissende Planarien dieses Wissen erwerben können, wenn sie Teile von Planarien fressen, die ein solches Wissen erworben haben. Die letztere Theorie ließ sich jedoch in verschiedenen Studien nicht bestätigen.
7 Planarien bekämpfen
Auch wenn Planarien und Garnelen in manchen Fällen relativ friedlich koexistieren können, möchten die meisten Aquarienbesitzer die Würmer lieber loswerden, und im Netz kursieren diverse Methoden, wie man sie loswerden kann - nicht alle davon sind geeignet oder sonderlich effektiv, einige sind jedoch sehr wirkungsvoll.
7.1 Ungeeignete Methoden
7.1.1 Aushungern
Aushungern funktioniert bei Planarien nicht. Nicht nur verwerten sie Biofilme und winzige Tierchen aus der Begleitfauna, von denen es immer genügend in einem biologisch lebendigen Aquarium geben dürfte, sie sind auch in der Lage, extrem lange ohne Nahrung auszukommen, weil sie ihr Gewebe verdauen können. Sie schrumpfen, aber sie sterben nicht. So können sie über 6 Monate ohne Futter von außen überdauern.
7.1.2 Zerquetschen
Auch wenn der erste Reflex bei Sichtung eines ungewollten Lebewesens bei vielen Aquarianern das Zerdrücken an der Scheibe ist, ist das bei Planarien nicht zielführend. Dank ihrer Regenerationsfähigkeit wächst aus jedem noch so kleinen Stückchen ein kompletter neuer Wurm.
7.1.3 Strom
Zwar tötet ins Aquarium eingeleiteter Strom die Planarien durchaus ab, aber alle anderen Bewohner auch, und außerdem ist die Kombination von Strom und Wasser so gefährlich, dass wir hier nur davon abraten können!
7.1.4 Kupfer
Kupfer ist zwar für Planarien giftig, für Garnelen, Krebse und Schnecken jedoch leider ebenfalls. Kupferhaltige Bekämpfungsmittel aus dem Zoohandel eignen sich daher leider nicht für die Verwendung im Garnelenaquarium.
7.2 Ineffektive Methoden
7.2.1 Absammeln von Einzeltieren
Selbstverständlich kann man jede Planarie absammeln, die man sieht, aber wenn man weiß, dass auf eine sichtbare Planarie noch mindestens zehn kommen, die im Boden, im Filter oder in den Pflanzen / auf der Deko sitzen, weiß man auch, dass man beim Absammeln schon sehr geduldig und ausdauernd sein muss, um einen spürbaren Effekt auf die Planarienpopulation im Aquarium zu erzielen.
7.2.2 Abtöten von Einzeltieren
Dasselbe trifft auf die anderen Methoden zu, mit denen Einzeltiere bekämpft werden können: Vernebeln (mit Hilfe einer Spritze wird die Planarie dabei gezielt eingenebelt) mit Zitronensaft, sehr heißem Wasser, Granatapfelextrakt, Toxivec oder Easy Carbo oder das Anleuchten mit einem starken blauen Laserpointer führt zwar bei dem direkt betroffenen Wurm zum Tod, aber die Hauptpopulation erreicht man damit nicht. Da Planarien eher lichtscheue Wesen sind, hat man bei Nacht eine höhere Trefferrate, aber selbst dann wird man so niemals alle Würmer im Aquarium ausrotten.
7.2.3 Eventuell effektiv: Betelnussextrakt
Präparate auf einer Basis von Betelnussextrakt werden oft empfohlen, weil "natürlich". Leider kann man bei diesen natürlichen Produkten die Konzentration des Wirkstoffs nicht genau voraussagen. Manche Chargen wirken damit dann auch auf alle Schnecken tödlich, andere Chargen töten nicht einmal die Planarien zuverlässig ab.
7.2.4 Eventuell effektiv: Fressfeinde
Manche Tiere fressen die Würmer trotz ihres scheußlichen Geschmacks, zum Beispiel Grundeln, Fadenfische und manche Großarmgarnelen wie zum Beispiel Macrobrachium peguense, die Rotscherengarnele, auch als Macrobrachium sp. "Inlesee" bekannt. In einem Garnelenaquarium sind diese Tiere jedoch in der Regel keine gute Lösung, weil sie auch Garnelen fressen (und zwar deutlich lieber als die bitteren Planarien).
7.3 Effektiv zur Populationskontrolle: Planarienfalle
Eine mit etwas rohem, nicht gewürztem Fleisch oder mit ein bisschen gut abgespültem Frostfutter bestückte Planarienfalle (gekauft oder selbst gebaut) lockt Planarien effektiv und in großer Zahl an. Die im Shop erhältlichen Fallen sind so konstruiert, dass die Planarien hineinkriechen können, aber nicht mehr so schnell herausfinden. So lässt sich die Planarienpopulation im Aquarium kontrollieren und gering halten. Oft reicht diese Maßnahme schon aus, wenn man keinen stark räuberischen Planarienstamm eingeschleppt hat.
7.4 Effektive Methoden
7.4.1 Panacur und Flubenol
Die in Deutschland verschreibungspflichtigen Medikamente Panacur und Flubenol sind zwar gegen Planarien wirksam, jedoch gibt es mittlerweile Hinweise auf resistente Stämme. Keinesfalls dürfen die Medikamente unterdosiert verwendet werden oder in den Wasserkreislauf gelangen!
Wie man mit Panacur und Flubenol umgeht, haben wir in der Wiki in zwei separaten Artikeln beschrieben: Panacur im Aquarium und Flubenol im Aquarium.
Wichtig beim Einsatz von Medikamenten: Vor der Behandlung ist es empfehlenswert, die Planarienpopulation mit Hilfe einer Planarienfalle zu dezimieren. So hält man die Zahl der getöteten Würmer geringer und vermeidet Probleme mit der Wasserqualität.
7.4.2 pH-Wert senken
In stark saurem Milieu mit einem pH-Wert unter 4 lösen sich Planarien auf. In Aquarien ohne Besatz lässt sich der pH-Wert mit Salzsäure, Zitronensäure oder ähnlichem entsprechend absenken. Eventuell vorhandene Eier nehmen allerdings dabei keinen Schaden, daher muss nach zwei Wochen eine zweite Behandlung erfolgen. Dann sind die Jungtiere geschlüpft, aber noch nicht geschlechtsreif. Unter Umständen nehmen empfindliche Pflanzen die Behandlung übel, jedoch dürfte der Großteil der gängigen Aquarienpflanzen sie ohne Probleme wegstecken.
7.4.3 CO2 überdosieren
CO2 in hohen Konzentrationen wie beispielsweise in stark sprudelndem Mineralwasser tötet die Planarien ebenfalls meist ab. Es gibt Hinweise darauf, dass stark überdosiertes CO2 auch Eier von Planarien abtötet, jedoch empfehlen wir eine zweite Behandlung nach besagten zwei Wochen, einfach, damit man auf jeden Fall auf der sicheren Seite ist. Auch die CO2-Überdosierung ist nur für unbesetzte Aquarien geeignet, aber hier ist sie eine sehr elegante Lösung. Es ist nach Beobachtungen aus dem Hobby möglich, dass einzelne Planarien eine Zeitlang auch CO2 überleben, wenn der pH-Wert nicht stark genug absinkt, daher ist eine Nachdosierung am Folgetag definitiv zu empfehlen. Vereinzelt wurde berichtet, dass Planarien selbst nach 10 Minuten in stark sprudelndem Mineralwasser zwar zunächst liegen blieben, jedoch wieder "aufwachten" und weiterkrochen, nachdem der größte Teil der Kohlensäure ausgesprudelt war.
8. (Internet-)Gerüchte
Über Planarien sind unglaublich viele Mythen und Märchen im Umlauf. Ja, sie sind lästig, ja, sie sind hartnäckig, ja, sie sind nicht ganz einfach zu bekämpfen - aber sie sind auch keine Überwesen ... Hier einige der wichtigsten Gerüchte, über die man ab und zu stolpert:
Planarien (oder ihre Eier) kann man sich mit allem einfangen, zum Beispiel auch mit Laub
Aquaristisch relevante Planarien kann man sich mit Tieren (vor allem Schnecken), Dekoration, Futter oder Pflanzen aus Naturgewässern oder befallenen Aquarien einfangen. Landplanarien überleben im Wasser normalerweise nicht. Laub oder Dekorationsgegenstände, die nicht aus einem wässrigen Habitat kommen, sind unbedenklich, damit schleppt man sich mit Sicherheit keine fürs Aquarium relevanten Planarien und auch keine Eier ein.
Planarien überleben ALLES
Planarien überleben zwar vieles, und ihre Regenerationsfähigkeit ist legendär, aber bei großer Hitze über ungefähr 45 °C gerinnt ihr Eiweiß, und neben einigen Medikamenten vertragen sie auch Säure oder CO2 nicht.
Planarieneier überleben ALLES
Die Eikokons sind gut gegen Austrocknen, moderate Hitze und Kälte geschützt, aber bei großer Hitze gerinnt auch das Eiweiß im Eikokon. Das Problem ist, dass die Kokons mancher Arten das Innere sehr effektiv vor Hitze schützen. Daher sollte man Deko aus befallenen Becken in kochendem Wasser mehrere Minuten lang erhitzen, damit die Temperatur in der Eihülle auch wirklich über die magische Temperaturgrenze steigt.
Planarien töten den gesamten Besatz
Obwohl Planarien durchaus räuberisch unterwegs sind, sind sie in der Regel nicht für eine Ausrottung des gesamten Stammen verantwortlich. Meist sterben Garnelen an etwas anderem und werden dann verwertet. Also bitte trotz Planarien immer eine Ursache für das Sterben suchen!
Planarien sind vollkommen harmlos
Auch diese Aussage liest man - wenn auch nicht so oft ... bei Fischbesatz ohne Nachzuchtambitionen stimmt die Aussage sogar. Fischbrut, Garnelen und Schnecken werden jedoch durchaus ab und zu Opfer der Räuber.
Autor(en)
Ulli Bauer
Fotos: Sebastian Wendschuch, Manuela Meier, Tamara Stamm, Vanessa Oehmig, Gaby Bausch; Videos: Manuela Meier (Fortbewegung), Melina Klapproth (Wirkung von CO2)
Quelle
The effects of starvation on the planarian worm Polycelis tenuis iijima