Beschreibung
Taia naticoides, die (Genoppte) Pianoschnecke oder auch Pinselalgenschnecke, ist eine im Süßwasser lebende Schneckenart aus der Familie der Sumpfdeckelschnecken, der Viviparidae. Sie bringen fertig entwickelte, lebende Jungtiere zur Welt. Taia naticoides wird “Piano-Schnecke” genannt, da sie meist kontrastreich hell, dunkel im Wechsel gebändert ist, wie die Tasten bei einem Piano. Es gibt aber auch einfarbige Exemplare in unterschiedlichsten Abstufungen, teilweise findet man auch lila oder violette Pianoschnecken. Im Jugendalter sind die Farben intensiver.
Manche kennen sie unter dem Namen "Pinselalgenschnecke", da sie die im Aquarium stark störenden Pinselalgen teils auch als Futter annehmen, vor allem noch junge Algen. Manche sagen, es handle sich um die besten Pinselalgenvernichter unter den Aquarienschnecken, andere Beobachtungen widerlegen dies jedoch.
Das etwa 25 bis 35 mm hohe Gehäuse ist kegelförmig mit nur wenig gewölbten Windungen mit 5 bis 6 Umgängen. Zwischen den einzelnen Umgängen läuft jeweils eine Naht, die deutlich zu sehen ist. In Spiralen laufen drei bis 5 Linien aus Tuberkeln oder schuppenartigen, noppenähnlichen Verdickungen.
Wie alle Vivipariden (Sumpfdeckelschnecken) besitzt Taia naticoides an der Fußoberseite einen festsitzenden Deckel, der das Schneckenhaus verschließen kann. Dieses Operculum schützt die Schnecke bei Trockenheit, Kälte, Nahrungsmangel und natürlich vor Fressfeinden. Der Deckel wächst in konzentrischen Kreisen, oval mit einer leicht angedeuteten Spitze, ist hornig und glänzt.
Der Fuß der Pianoschnecke, der einen Großteil des sichtbaren, weichen Körpers ausmacht, ist gedrungen und nur etwas länger als die Basis ihres Hauses. Die Hautoberfläche ist mit zahlreichen kleinen dunklen Punkten und Flecken dicht bedeckt. Wenn die Pianos an der Scheibe empor klettern, kann man so ihre wunderschönen Farbzeichnungen bewundern.
Die Fühler stehen nach vorne oder seitlich weg und sind unermüdlich in Bewegung um die Umgebung abzutasten. Bei allen Sumpfdeckelschnecken ist beim Männchen der rechte Fühler zum Begattungsorgan umgewandelt. Er ist deutlich dicker als der linke und gebogen. Beim Weibchen laufen beide Fühler gleichmäßig nach vorn schlanker werdend zu, so dass man die Geschlechter gut unterscheiden kann.
Die Pianoschnecke atmet über Kiemen und zählt zu den Filtrierern. Ihre Kieferplatten sind nur schwach ausgeprägt, sie verfügt über eine kleine Mundöffnung. Dies macht das Abbeißen von Nahrungsteilen ausgeschlossen, sie nascht somit nicht an unseren Aquarienpflanzen. Die Radula (Zunge) ist etwa 2 bis 3 mm lang und besteht aus etwa 70 Reihen von je 7 Zähnen. Damit raspelt sie auch gern mal Holz ab, über das sie sich durchaus freut.
Gesamthärte | 5-22 °dGH |
Karbonathärte | 3-15 °dKH |
pH-Wert | 6,5-8,5 |
Temperatur | 18-30 °C (optimal 24-28 °C, liebt um 27 Grad) |
für Anfänger geeignet | eher Fortgeschrittene |
Aquariumgröße | ab mindestens 12l |
Verhalten | sehr friedlich, nicht dominant, empfindlich auf wechselnde Wasserwerte |
Schwierigkeit Haltung | etwas anspruchsvoller |
Schwierigkeit Zucht | unproblematisch bei genügend Futter und passender Temperatur |
Allgemein | Aufwuchs aller Art, Algenbeläge, Algenblätter, Aas, Schneckenfutter, Fischfutter ( Tabletten, Staub, Sticks, Paste), Mineralfutter, Fischfutter, gefriergetrocknetes Futter wie z.B.Mückenlarven, braunes Herbstlaub sollte immer zur Verfügung stehen, Futterreste aller Art, Mulm, Kalkstein, Sepia, Spirulinatabs, Spirulinapulver |
Nachwuchs | Biofilme und Algenbeläge, Staubfutter, Tabletten, Sticks (Schneckenfutter, z.B. fein zermahlen |
Die Pianos sind sehr aktiv, den ganzen Tag unterwegs, Scheiben rauf und runter, hin zur nächsten Futterstelle, da auch noch was mitnehmen. Sie ernähren sich meist von den feineren Aufwuchsschichten auf Gegenständen und der obersten Lage von Sediment. Bereits bei dem drei Tage alten Jungtier links kann man schon sehr gut die Radula erkennen, mit der die Pianoschnecke Aufwuchs von Oberflächen schabt. Auch auf Steinen, Holz und Pflanzen ist sie gern unterwegs. Aas und abgestorbene Pflanzenreste sind auf ihrer Speisekarte ebenso verzeichnet. Taia naticoides sind sehr gute Resteverwerter, wo etwas Futter liegt kommt bestimmt bald eine Piano vorbei. Der Biofilm, der sich dort bildet, ist für sie von großem Interesse.
Als Weidegänger grasen sie viel Aufwuchs und Reste ab, können sich aber auch filtrierend ernähren. Dazu bilden sie ein Schleimnetz in der sogenannten Mantelhöhle im Inneren des Hauses, in dem sich Plankton und andere kleine Nahrungspartikel verfangen, das sie dann ausscheiden. Anschließend frisst die Schnecke ihren eigenen Schleim wieder auf und mit dem Schleim die darauf sitzenden Partikel.
Wenn man sie beim Filtrieren beobachtet, sieht man sehr schön, wie es an der seitlichen Rinne der Mantelhöhle arbeitet. Da ihr „Heimatsee“ sehr kalkhaltig ist, sind Taia naticoides an Kalksteinen und Mineralienzugaben interessiert.
Zahlen, Daten, Fakten | |
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Größe | bis 3,5 cm, Ausnahmen bis 4 cm hoch, und 2,0-2,5 cm breit |
Alter | bis 3 Jahre |
Vergesellschaftung | nicht sehr konkurrenzstark, Artenbecken wäre fein, eventuell mit wenigen nicht zu dominanten, kleineren Schnecken, ein paar Zwerggarnelen, friedlichen Fischen |
Haltungsempfehlung | kleine Gruppe, mindestens 5-6 Tiere, auch wegen der Geschlechterverteilung |
Die Pianoschnecke ist eine friedliche Vertreterin der Sumpfdeckelschnecken, die durchaus aktiv im Becken unterwegs ist. Oft kriechen 2 Tiere nebeneinander her und sammeln gemeinsam die Scheiben ab. Mit anderen Schnecken, friedlichen Zwerggarnelen und Fischen ist ein gutes Zusammenleben möglich.
Von einer Haltung mit allen räuberischen Arten wie Raubschnecke, Zwergkrebse und Flusskrebse, Krabben und Großarmgarnelen sollte man Abstand nehmen. Hin und wieder zeigt sich die Pianoschnecke als empfindlich gegenüber Störungen. Zu starke Strömungen im Becken und zu helles Licht können solche Störfaktoren sein. Wenn mehrere Schneckenarten zusammen im Becken sind, muss man darauf achten, dass die Pianoschnecke genügend Futter bekommt. Sie zieht sich viel schneller als andere Schnecken zurück, wenn sich etwas von oben nähert oder eine Garnele auf ihr landet um sie dort neugierig auf Algen abzugrasen. Allerdings kommen sie auch sehr schnell wieder heraus.
Manche holen sich die sogenannte Pinselalgenfresserin gezielt ins Becken um einer Pinselalgenplage Herr oder Frau zu werden. Große harte Pinselalgen werden jedoch nicht gut gefressen, wenn, dann holt sich die Pianoschnecke die jungen Algen, die noch nicht zu hart sind. Taia naticoides ist eine wunderschöne Schnecke die das Aquarium sehr bereichern kann. Die Pianoschnecke mag es, sich hin und wieder im Kies (möglichst fein) oder Sand vergraben zu können.
Systematik | |
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Familie | Schnecken - Viviparidae (Sumpfdeckelschnecke)td> |
Gattung | Taia |
Trivialname | Pianoschnecke, Pinselalgenschnecke |
Wissenschaftlicher Name |
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Taia naticoides Theobald, 1865/td> |
Herkunft (Wildform) |
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Indien, Inle-See/Myanmar |
Pianoschnecken leben in sedimentreichen Gewässern. Die schöne Variante mit dem gestreiften Gehäuse stammt aus Myanmar und Indien, am häufigsten sind die Vorkommen im Inle-See in Myanmar, dem früheren Burma. Der Inle See hat 40 bis 70 km² an Wasserfläche und liegt knapp 900 m über dem Meer über kalkhaltigem Gestein. Er ist etwa 3,5- 4m tief. Man findet verschiedene Unterarten und weitere schön gefärbte Standortvarianten von Taia naticoides auch in den umliegenden fließenden und stehenden Gewässern sowie im benachbarten Indien in den östlichen Bundesstaaten Manipur und Tripura an der Grenze zu Myanmar.
Voraussetzung | Wasserparameter und Futterangebot müssen passen |
Fortpflanzung | getrenntgeschlechtlich, das Männchen befruchtet das Weibchen bei der Paarung, das Weibchen trägt die Jungtiere aus |
Dauer bis zur Geburt | Abstand unterschiedlich von Tagen bis Wochen |
Gelege-/Wurfgröße | normalerweise ein Junges alle zwei bis drei Wochen, sehr selten können auch zwei gleichzeitig entlassen werden |
Die Pianoschnecke ist getrenntgeschlechtlich. Die äußeren männlichen Geschlechtsmerkmale sind deutlich zu erkennen: Der rechte Fühler des Männchens ist auch das Begattungsorgan, dieses überträgt die Spermien über die weibliche Geschlechtsöffnung in das Weibchen.
Die Jungtiere wachsen im Uterus des Weibchens heran und ernähren sich von einer eiweißhaltigen, nährstoffhaltigen Flüssigkeit im Ei. Im Brutbeutel des Weibchens befinden sich unterschiedliche Entwicklungsstadien nebeneinander. Wenn die Entwicklung zur Jungschnecke abgeschlossen ist, wird ein lebendes Jungtier entlassen, selten auch zwei.
Die Jungtiere sind bei der Geburt etwa 4-5mm groß, voll entwickelt, und ihr Gehäuse ist rundum mit feinen Haaren besetzt. Sie sind schon perfekte kleine Abbilder des erwachsenen Tiers. Allerdings ist ihr Gehäuse bis auf die feinen Härchen glatt, die Gehäuseskulpturen fehlen noch.
Nach nur wenigen Tagen verlieren sich die feinen Haarleisten auf dem Gehäuse der Pianobabys, und das Gehäuse wird glatt.
Die Männchen werden mit etwa 3 Monaten geschlechtsreif , bei den Weibchen dauert es etwas länger.
Hin und wieder kann es durch Stress bedingt zu sogenannten Sturzgeburten oder auch Fehlgeburten kommen. Dann ist das Junge noch in der Eihülle, die sich abbaut und es kann hinaus. Bei Fehlgeburten wird eine leere Hülle abgelegt.
Wenn die Pianoschnecke sich wohlfühlt, wird sie im Jahr etwa 20 Jungtiere gebären. Abweichungen nach unten und oben sind natürlich je nach äußeren Umständen möglich.
Autor(en)
Simone Clement
Fotos: Simone Clement