Beschreibung
Die Kleine Posthornschnecke Helisoma (Planorbella) cf. anceps ist eine Wasserschnecke aus der Familie der Tellerschnecken (Planorbidae). Sie sieht der Europäischen Posthornschnecke Planorbarius corneus zwar von der Gehäuseform und vom Körperbau her recht ähnlich, ist aber nur ganz entfernt mit ihr verwandt.
In der Aquaristik wird sie oft als PHS bezeichnet. Helisoma (Planorbella) cf. anceps hat das typische posthornförmige Schneckenhaus, das ihr ihren Namen geben hat. Die Wildform der Kleinen Posthornschnecke ist braun mit dunklem oder rotem Körper, es gibt mittlerweile einige Farbformen wie blau, türkis, golden, pink oder orange bis rot.
Posthornschnecken haben - anders als die meisten Wirbellosen - den roten Blutfarbstoff Hämoglobin und damit rotes Blut. Sie kommen dadurch auch mit sauerstoffarmen Bedingungen gut klar. Das rote Blut ist auch für die rote Körperfarbe bei unpigmentierten Schnecken verantwortlich. Als Lungenschnecke hat Helisoma (Planorbella) cf. anceps keine echten Kiemen mehr, sie muss zum Atmen an die Wasseroberfläche, wo sie atmosphärische Luft in ihren Luftsack aufnimmt.
In sauerstoffreichem Wasser kann Helisoma (Planorbella) cf. anceps auch über die Haut und hier besonders über eine sekundäre Kieme links am Körper im Wasser gelösten Sauerstoff aufnehmen. Im Foto sieht man diese sekundäre Kieme sehr gut, sie ist als rundliche Falte direkt unter der Gehäuseöffnung zu erkennen.
Das linksgewundene Gehäuse der Kleinen Posthornschnecke ist relativ dünn und daher leicht transparent. Bei Jungtieren sieht man deshalb oft das dunkle Fleckenmuster des Mantelgewebes durch das Häuschen schimmern. Mit zunehmendem Alter dunkelt der Schneckenkörper nach und die Flecken verschwinden. Der Fuß der Kleinen Posthornschnecke ist relativ breit, ihr Kopf ist deutlich abgesetzt, die Fühler sind fadenförmig dünn und relativ lang.
In der Natur kommt Helisoma (Planorbella) cf. anceps in stehenden wie auch in Fließgewässern vor. Die Posthornschnecke kommt sowohl in sehr kühlem als auch in sehr warmem Wasser klar, und natürlich auch in dem ganzen Bereich dazwischen. Helisoma (Planorbella) cf. anceps kann bei uns im Freiland überleben und wurde auch schon als Neozoon in entsprechenden Gewässern gefunden.
Da Tellerschnecken recht schwer zu bestimmen sind, ist nicht ganz klar, ob alle aquaristischen Posthornschnecken wirklich zur Art Helisoma (Planorbella) cf. anceps gehören. Auch Helisoma (Planorbella) duryi oder Helisoma (Planorbella) trivolvis wären denkbare Arten, die hin und wieder in der Aquaristik vorkommen. H. trivolvis ist - anders als H. duryi oder H. cf. anceps sehr wohl als Pflanzenfresser bekannt. Eventuell lassen sich so die Berichte von pflanzenfressenden Posthornschnecken erklären.
Gesamthärte | 5 - 30 °dGh |
Karbonathärte | 3-20°dKh |
pH - Wert | 7,0 - 8,5 |
Temperatur | 4-30 °C |
für Anfänger geeignet | ja |
Aquariumgröße | ab 5 l |
Verhalten | sehr friedlich |
Schwierigkeit | einfach |
Allgemein | Spezielles Schneckenfutter, Futterreste, Biofilme und weiche Algenbeläge, geschältes und überbrühtes Gemüse (sparsam), Grünfutter, braunes Herbstlaub, Mineralfutter, hin und wieder gerne auch Frostfutter oder gefriergetrocknetes Futter wie Artemia, Mückenlarven, Cyclops, Wasserflöhe etc. (sparsam), Mulm, Aas, Sepiaschale, Kalkstein |
Grundsätzlich frisst Helisoma (Planorbella) cf. anceps keine gesunden Aquarienpflanzen. Es gibt jedoch Berichte, dass sehr weiche Pflanzen wie Pogostemon helferi hiervon eine Ausnahme bilden, in der Regel lassen die Posthörnchen die Pflanzen jedoch tatsächlich in Ruhe. Ihre Raspelzunge, die Radula, ist nicht hart genug für gesundes Pflanzengewebe.
Posthörnchen ernähren sich daher überwiegend von Aufwuchs und Biofilmen sowie von abgestorbenen Pflanzenresten, Laub, Aas und natürlich auch von nicht gefuttertem Garnelenfutter und Fischfutter. Posthornschnecken müssen nicht gezielt zugefüttert werden, wenn man nicht eine starke Vermehrung anstrebt (wenn man sie zum Beispiel als Futterschnecke nutzen möchte).
Da Posthornschnecken Calcium zum Gehäuseaufbau benötigen, den sie entweder über das Mantelgewebe dem Wasser entziehen oder mit der Nahrung aufnehmen, kann es der Schönheit der Gehäuse förderlich sein, wenn man ein Stück Sepiaschale oder porösen Kalkstein ins Wasser legt, über das die Schnecken sich mit Kalk versorgen können.
Zahlen, Daten, Fakten | |
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Größe | Gehäusedurchmesser bis ca. 20 mm breit, Höhe bis ca. 10 mm |
Alter | ca. 2-3 Jahre |
Vergesellschaftung | Mit Fischen, die den Schnecken nicht nachstellen, mit Zwerggarnelen, mit Muscheln und mit friedlichen Schnecken, als Lebendfutterquelle auch mit Zwergkrebsen, Flusskrebsen und Krabben |
Helisoma cf. anceps ist perfekt als Aufräumtrupp im Gesellschaftsbecken mit friedlichen Fischen und auch in Aquarien mit Zwerggarnelen oder Fächergarnelen, auch für gut gefütterte Aufzuchtbecken eignet sich eine Gruppe Kleiner Posthornschnecken bestens als Putztrupp. Raubschnecken, Zwergkrebse und Flusskrebse ebenso wie Krabben und Großarmgarnelen nutzen die Schnecken als Futterquelle, sie knacken die dünnen Gehäuse problemlos oder löffeln sie durch die deckellose Mündung aus. Hin und wieder greifen auch Zwerggarnelen bei Posthornschnecken zu, wenn sie Proteinmangel haben.
Die verschiedenen Farbvarianten der Kleinen Posthornschnecke vermischen sich, in der Regel läuft dies dann wieder auf die Urform mit braunem Gehäuse und rotem oder braunem Körper hinaus. Möchte man die Farbschläge rein erhalten, sollte man sie jeweils in gesonderten Aquarien ziehen.
Systematik | |
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Familie | Tellerschnecken - Planorbidae |
Gattung | Helisoma |
Art | Kleine Posthornschnecke |
Wissenschaftlicher Name |
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Helisoma (Planorbella) cf. anceps (Menke, 1830) |
Herkunft (Wildform) |
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USA; Mexiko bis Kanada |
Die Kleine Posthornschnecke stammt ursprünglich aus den USA, wo sie von Mexiko bis nach Kanada Vorkommen hat. Mittlerweile wurde sie auch schon in Europa und auf Hawaii nachgewiesen. In der Regel handelt es sich hier um Tiere, die aus Aquarien oder aus Wasserpflanzengärtnereien entkommen sind.
Voraussetzung | Bei ausreichend Futter vermehren sich Kleine Posthornschnecken gut bis sehr gut |
Fortpflanzung | Aus den Eiern schlüpfen fertig entwickelte Jungschnecken, die im Süßwasser überleben |
Dauer bis zum Schlupf | abhängig von der Wassertemperatur ca. 1-2 Wochen |
Gelegegröße | ca. 15-40 Eier |
Zyklus | pro Woche wird ca. ein Gelege abgelegt |
Helisoma (Planorbella) cf. anceps ist eine genügsame und vermehrungsfreudige Aquarienschnecke. Die Schnecken sind zwittrig, bei der Paarung befruchtet jedoch jeweils nur ein Tier, das den männlichen Part übernimmt.
Die Schnecken können den Samen speichern und sind auch zur Selbstbefruchtung fähig. Dabei ist nur 3% des Geleges überlebensfähig. Posthornschneckengelege sind typisch geformt: eher rund, mit der Form eines Uhrglases. Die Eier liegen nebeneinander in einer Ebene. Die Gelege fühlen sich eher fest an, sie haben einen Deckel aus zähem Material.
Junge Posthornschnecken haben eine typische eckige Form, das Gehäuse ist seitlich auffallend flach.
Farbvarianten
Autor(en)
Ulli Bauer
Fotos: Daniel Kogler, Ulli Bauer, Jens Krüger, Roland Emmenlauer
Quelle
Freshwater Gastropods of North America -> Helisoma (Planorbella) trivolvis