Kahmhaut

Die Kahmhaut (oft fälschlicherweise Kammhaut geschrieben) ist ein Biofilm an der Wasseroberfläche des Aquariums, der aus Bakterien, Pilzen und gelegentlich auch aus Algen besteht. Da oft auch Hefen (einzellige Pilze) an diesem Phänomen beteiligt sind, wird dieser dünne Belag beziehungsweise diese dünne Schicht an der Wasseroberfläche hin und wieder auch Kahmpilz genannt. Auch Neuston kann man als Bezeichnung hin und wieder finden.

1 Aussehen

Hat der dünne Film der Kahmhaut eine silbrigweiße oder ölige Erscheinung, sind eher Bakterien und Pilze beteiligt, ist er grünlich, besteht er vorwiegend aus Algen. Oft liegt jedoch eine Mischform vor, in der alle möglichen Mikroorganismen vorkommen.

Zu Beginn ist die Kahmhaut im Aquarium noch praktisch unsichtbar. Erste Zeichen, dass sich ein Film an der Wasseroberfläche bildet, sind Luftblasen, die an der Wasseroberfläche bleiben und nicht platzen.

2 Auftreten: Wann tritt eine Kahmhaut auf?

Eine Kahmhaut findet man öfter in neuen Becken vor, besonders in der Einlaufzeit, wenn das biologische System im Aquarium noch nicht im Gleichgewicht ist. Bakterien siedeln gerne an der Grenzfläche zwischen Wasser und Luft, da sie hier sowohl optimalen Zugang zu Sauerstoff haben als auch genügend Nährstoffe aus dem Wasser entnehmen können. 

Ist der Biofilm im Aquarium ausgeprägt bzw. sind ausreichend Bakterien im Filter angesiedelt, stehen diese in Konkurrenz um die Nährstoffe, weshalb die Kahmhaut dann auch verschwindet. Durch übermäßige Futtergaben und den dadurch hohen (organischen) Nährstoffeintrag kann es jedoch auch nach der Einlaufzeit zur Kahmhautbildung kommen - ein mögliches Zeichen für eine hohe Keimbelastung im Aquarium.

3 Problematik

Die Kahmhaut (nicht Kammhaut) beziehungsweise der Kahmpilz an der Wasseroberfläche stellt naturgemäß eine mehr oder weniger stabile Barriere zwischen Wasser und Luft dar. Bei einer entsprechenden Dicke kann eine solche Kahmhaut den Gasaustausch im Aquarienwasser erschweren, was wiederum relativ schnell zu einem Sauerstoffmangel im Aquarium führen kann.

Dass die Kahmhaut zu dick ist, kann man gut daran erkennen, dass sich kleine und auch größere Gasblasen unterhalb des Bakterien- und Algenfilms an der Wasseroberfläche sammeln. Im Extremfall können sich regelrechte Schaumblasen bilden. Dieses Phänomen tritt dann auf, wenn die im Aquarium gebildeten Gase wie zum Beispiel Stickstoff, der im Zuge der Denitrifikation entsteht, aber natürlich auch im Zuge der Assimilation von den Pflanzen produzierter Sauerstoff oder zugedüngtes CO2 aus einem Diffusor nicht mehr nach oben entweichen können. Natürlich können in einem solchen Fall die Gase aus der Luft dann auch nicht mehr oder nur noch in ganz geringen Mengen ins Wasser hinein diffundieren.

Um einen durch eine Kahmhaut verursachten Sauerstoffmangel zu vermeiden, sollte man deshalb ganz besonders auf eine gut bewegte Oberfläche achten.

4 Entfernung: die Kahmhaut im Akutfall schnell loswerden

Meist reicht es bereits aus, die Oberfläche in Bewegung zu halten, um die Kahmhaut zu durchbrechen. Nach einer Weile verschwindet die Schicht an der Wasseroberfläche dann von selbst, wenn das Biotop Aquarium zunehmend ins Gleichgewicht kommt.

Wichtig: Die Kahmhaut ist lediglich ein Symptom dafür, dass im Aquarium ein Ungleichgewicht herrscht. Dieses gilt es zu bekämpfen, weil durch ein solches Ungleichgewicht weitere Probleme auftreten können, wie Algen oder - im schlimmsten Fall - eine erhöhte Keimbelastung und eine Bakterienblüte, verbunden mit Sauerstoffmangel.

Ist die Kahmhaut sehr stark ausgeprägt, empfiehlt sich als Sofortmaßnahme das Entfernen mittels eines Skimmers oder mit einem Stück Küchenpapier / Zewa. Küchenpapier eignet sich hervorragend, wenn es darum geht schnell, Abhilfe zu schaffen. Dazu reißt man ein Stück von der Rolle ab und legt es gleichmäßig flach auf die Wasseroberfläche. Die Kahmhaut bleibt am Küchenpapier haften und lässt sich zusammen mit ihm ganz einfach abziehen.

Einzig zu beachten ist die Verwendung von Küchenpapier ohne Zusatzstoffe (wie zum Beispiel Duftstoffe).

5 Vorbeugen: der Kahmhaut vorbeugen und sie nachhaltig bekämpfen

Zusätzlich zu den genannten Methoden sollte immer die Ursache für die Bildung der Kahmhaut gesucht werden, vor allem dann, wenn es sich um ein bereits „eingelaufenes“ Aquarium handelt. Die Kahmhaut ist nämlich nur ein Symptom, die Ursache liegt oft anderswo: zu starke Fütterung, zu geringe Wasserwechsel, gammelnde Pflanzenreste oder Wurzeln etc.

Um den Nährstoffhaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen, sollten gammelnde Reste aus dem Aquarium entfernt, die Futtermenge kritisch überprüft und vermehrt Wasserwechsel durchgeführt werden.

 

Autor(en)

Ricardo Castellanos

Co-Autor(en)

Ulli Bauer

Fotos: Ricardo Castellanos