Bisher ist nur sehr wenig über das Vorkommen von Gabelschwanzzerkarien im Aquarium bekannt.
Bei Gabelschwanz-Zerkarien handelt es sich um die Larvenform des Pärchenegels. Bekannte Gattungen sind unter anderem Schistosoma sp, Griphobilharzia sp. oder Trichobilharzia sp. Im Aquarium sind sie nicht häufig zu beobachten, oft sind die Cercarien auch einfach zu klein, um sie mit bloßem Auge zu sehen. Der Aufbau ist typisch. Auf den ersten Blick sind Gabelschwanz-Zerkarien mit Hüpferlingen zu verwechseln, diese bewegen sich jedoch ganz anders fort und unter der Lupe erkennt man auch den anderen Aufbau.
Schistosomen können beim Menschen üble Erkrankungen auslösen, zum Beispiel die gefürchtete Bilharziose, aber auch lästige Ausschläge wie die Badedermatitis. Wenn ihr solche Tiere im Aquarium findet - HÄNDE AUS DEM WASSER! Bitte nur mit geeigneten Schutzhandschuhen oder am besten gar nicht ins Aquarium fassen!
Die Zerkarien, die von Aquarienschnecken ausgeschieden werden und die Bilharziose auslösen, sind zu klein, als dass man sie mit bloßem Auge sehen könnte - aber lieber einmal zu viel geschaut als einmal zu wenig ...
1 Aussehen und Vorkommen
Pärchenegel aus der Familie der Schistosomatidae gehören zu den Saugwürmern (Trematoda) - nicht zu verwechseln mit den umgangssprachlich ebenfalls Saugwürmern genannten Scutariella bei Garnelen! Die Scutariellidae sind nur ganz weitläufig mit den Schistosomatidae verwandt und gehen nicht auf den Menschen über. Tropische Saugwürmer der Gattung Schistosoma können beim Menschen beispielsweise Bilharziose auslösen. Die in Nordamerika und Europa heimischen Arten der Gattung Trichobilharzia lösen beim Menschen die zwar unangenehme, aber nicht weiter schlimme Badedermatitis aus.
Die Zerkarien der Pärchenegel sind sehr klein (wenige Mikrometer bis 1 Millimeter), meist sieht man sie im Aquarium gar nicht. Typisch ist neben der weißlichen Farbe der abgesetzte längliche bis rundliche Kopf und der gegabelte Schwanz. Als Trematoda haben diese Zerkarien keine Segmente (ein wichtiger Unterschied zu Hüpferlingen).
Pärchenegel kommen im Mittelmeerraum bis Mitteleuropa, Nordafrika, Nordamerika und in den gesamten Tropen vor. Die für Menschen wirklich gefährlichen Arten leben vorwiegend in der Tropen, mit der zunehmenden Erwärmung dringen sie allerdings nach Norden vor.
2 Nahrung und Fressverhalten
Pärchenegel sind Parasiten. Je nach Gattung und Art brauchen sie unterschiedliche Wirtstiere (Säugetiere, Vögel oder Reptilien), auch der Mensch wird befallen. Eine Folge dieses Befalls ist dann beispielsweise die Bilharziose in ihren unterschiedlichen Ausformungen. Bei der Badedermatitis handelt es sich um eine Fehlbesiedelung: Eigentlich sind die Endwirte der Gattung Trichobilharzia Wasservögel. In der menschlichen Haut bleiben die Larven einfach stecken, sterben ab und verursachen so die lästige, aber ungefährliche Badedermatitis.
2.1 Problematik
Da Schistosoma sp. Posthornschnecken unter anderem auch der Art Helisoma cf. anceps als Zwischenwirt nutzt, kann man sich in Ausnahmefällen Zerkarien ins Aquarium holen. Die Zerkarien auf den Bildern auf dieser Seite stammen aus einer Aquarienpopulation von Posthornschnecken, nicht von Wildfangschnecken.
3 Fortbewegung
Die Zerkarien schwimmen auf eine typische, willkürlich wirkende Art und Weise. Sie lassen sich absinken und schnellen dann wieder ruckartig nach oben, links, rechts, machen Loopings ... die Fortbewegung wirkt nicht wirklich gezielt.
4 Fortpflanzung
Pärchenegel pflanzen sich in einem komplexen Kreislauf mit Zwischenwirt und Endwirt fort. Die erwachsenen Schistosomatidae leben parasitisch in Säugetieren, Reptilien oder Vögeln und auch im Menschen. Die Eier werden mit Kot oder Urin ausgeschieden und gelangen ins Wasser, wo Wimpernlaven schlüpfen. Diese Wimpernlarven dringen in Schnecken ein und entwickeln sich über ein Sporozystenstadium zu Zerkarien. Die Schnecke entlässt diese Zerkarien, die im Wasser schwimmen und sich dort einen Endwirt suchen. Treffen sie auf einen falschen Wirt, sterben sie ab. Das führt zum Beispiel beim Menschen zur Badedermatitis - der juckende Ausschlag wird durch die toten Wurmlarven in der Haut hervorgerufen. Eigentlicher Endwirt wären hier Wasservögel. Finden die Zerkarien einen passenden Wirt, geht der Kreislauf von vorne los. Der Parasit setzt sich fest und beginnt mit der Vermehrung. Diagnostiziert werden kann ein Befall durch Kot- oder Urinproben oder durch einen Test auf Antikörper im Blut.
5 Wie kommen Gabelschwanzzerkarien ins Aquarium?
Die Gabelschwanzzerkarien verlassen die Wirtsschnecke, wenn sie sich weiterentwickelt haben. Man geht zwar davon aus, dass nach sechs Wochen nichts mehr passieren kann, weil dann alle Wimpernlarven die Umstellung zur Zerkarie geschafft haben, jedoch wird dies von einigen Fachleuten bestritten - es ist durchaus möglich, dass auch Aquarienpopulationen von Schnecken weitaus länger als nur sechs Wochen Ausscheider sind.
6 Gabelschwanzzerkarien bekämpfen
Aufgrund der Gefährlichkeit der potentiell auslösbaren Erkrankungen bleibt hier eigentlich nur das Abtöten der Schnecken - so schlimm das auch sein mag. Ein halbwegs humaner Weg wäre das Herunterkühlen in den Kälteschlaf (im Kühlschrank) und dann das Einfrieren. Die Schnecken sollten danach in reinen Alkohol gelegt werden, damit die Zerkarien ganz bestimmt vernichtet werden.
Wer nach Abwägen des Risikos die Schnecken nicht abtöten möchte, aber dennoch vermeiden will, dass sich sichtbare Zerkarien in die Haut bohren und Ausschläge auslösen, sollte nicht mehr unbedingt mit bloßen Händen ins Aquarium fassen.
Autor(en)
Ulli Bauer
Fotos: Vanessa Oehmig, Video: Vanessa Oehmig, Grafik: US Department of Health and Human Services, gemeinfrei über Wikimedia Commons