Auf den ersten Blick sieht die Eintagsfliegenlarve der Kleinlibellenlarve erschreckend ähnlich, sie ist jedoch keine Libelle, Eintagsfliegen bilden eine eigene Ordnung, die Ephemeroptera. Eintagsfliegen leben tatsächlich nur sehr kurze Zeit - von wenigen Stunden bis ca. 4 Tagen - als Imago, also als geflügeltes Insekt. Sie haben nicht einmal einen Darmausgang, und die Mundwerkzeuge sind verkümmert, Nahrung wird vom Fluginsekt nicht aufgenommen. Die Imago lebt nur noch für die Paarung. Ihre eigentliche Lebenszeit verbringen Eintagsfliegen in der Larvenform im Wasser. Sie besitzen kein Puppenstadium, die sogenannte Subimago schlüpft bei der Metamorphosehäutung direkt aus der Larve. Ihre Flügel sind dicht behaart und damit unbenetzbar, damit sie direkt von der Wasseroberfläche starten können. Als Besonderheit häutet sich die Eintagsfliege dann noch einmal als "fertiges", geflügeltes Insekt von der Subimago zur Imago.
Die Larve der Eintagsfliege, auch Nymphe genannt, lebt rein aquatil, das gilt für alle Arten. Es gibt grabende Arten, schwimmende Arten und Arten, die sich fest auf Steinen anklammern. Eintagsfliegenlarven sind Zeigertiere für sauberes Wasser, sie zeigen eine Gewässergüte von mindestens II oder besser an.
1 Aussehen und Vorkommen
Die sechsbeinigen Eintagsfliegenlarven sehen ein wenig aus wie Libellenlarven. Sie haben einen segmentierten Körper mit abgesetztem Kopf und deutlich sichtbaren Augen. Die Körperform ist eher langgestreckt, die Tiere sind meist bräunlich und werden ca. 2-3 cm lang. Am Körperende befinden sich wie bei der Kleinlibellenlarve Schwanzanhänge - bei den meisten europäischen Arten drei an der Zahl. Diese sind bei vielen Arten der Eintagsfliege fadenförmig und nicht blattförmig, anders als bei Kleinlibellenlarven. Es gibt jedoch auch Arten, bei denen diese fadenförmigen Anhängsel kleine fädige Verzweigungen haben, die dann den Schwanzanhängen der Libellenlarve recht ähnlich sehen.
Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zur Kleinlibellenlarve ist die Anwesenheit von außen liegenden Tracheenkiemen am Hinterleib. Sie sitzen entweder auf der Oberseite oder seitlich an den Segmenten und verleihen dem Hinterkörper der Eintagsfliegenlarve ein zipfeliges Aussehen. Schaut man den eher rundlichen Kopf vorn genau an, fällt das Fehlen einer Fangmaske wie bei Libellenlarven auf.
2 Nahrung und Fressverhalten
Die allermeisten Eintagsfliegenlarven sind Vegetarier, sie fressen totes oder auch lebendes Pflanzenmaterial und sehr gerne auch Algen. Manche Arten ernähren sich filtrierend von kleinsten Nährstoffteilchen im Wasser.
2.1 Problematik im Garnelenaquarium
Auf den ersten Blick könnte man denken, man habe eine Libellenlarve im Aquarium - Eintagsfliegenlarven sind im Wirbellosenaquarium jedoch völlig unproblematisch, im Fischbecken dienen sie sogar als willkommenes Lebendfutter.
3 Fortbewegung
Je nach Art krabbeln oder schwimmen Eintagsfliegenlarven. Die Schwimmbewegung ist schlängelig, manchmal wird sie auch als delfinartig beschrieben.
4 Fortpflanzung
Wenn die Eintagsfliegenlarve sich verpuppt, schlüpft einige Tage später die Imago, also das geflügelte Insekt, die Eintagsfliege. Da sie nicht fressen kann, ist sie sehr kurzlebig und "erfüllt" nur den Zweck der Fortpflanzung. Die Weibchen der Eintagsfliege legen während des Paarungsfluges ihre Eier im Wasser ab. Das eigentliche Leben der Eintagsfliege findet dann im Nymphenstadium statt. Die Larven der kleineren Arten leben ein Jahr lang im Wasser, bei größeren Arten können es auch zwei oder drei Jahre sein. Die Nymphen häuten sich 15-25 Mal.
5 Wie kommt die Eintagsfliegenlarve ins Aquarium?
Eintagsfliegenlarven oder ihre Eier können an aus der Natur entnommenen Wasserpflanzen sitzen oder auch in Tümpelfutter enthalten sein. Manchmal kann es auch vorkommen, dass sich Eintagsfliegen in die Wohnung verirren und ihre Eier ins offene Aquarium ablegen.
6 Eintagsfliegenlarven aus dem Aquarium entfernen
Los wird man die harmlosen Eintagsfliegenlarven - wenn überhaupt gewünscht - gegebenenfalls einfach durch Absammeln. Fische, die Eintagsfliegenlarven fressen, fressen auch Garnelen, von daher ist der Einsatz von Fressfeinden im Garnelenaquarium nicht ratsam. In der Regel handelt es sich bei Eintagsfliegenlarven im Aquarium um heimische Tiere. Man kann sie also auch einfach zum Schlupf kommen lassen und sich an den doch recht seltenen Gästen im Aquarium freuen.
Autor(en)
Ulli Bauer
Fotos: Martina Huber