Der HMF ist eine mechanisch und biologisch arbeitende Filtermöglichkeit. Der Hamburger Mattenfilter lässt sich einfach selbst bauen und wird besonders gerne in Aufzuchtaquarien und Garnelenbecken eingesetzt. Er ist sehr individuell einsetzbar und bei richtigem Aufbau ungefährlich auch für die kleinsten Jungtiere. Die erste Online-Beschreibung dieses Filtertyps stammt vom Ingenieur Olaf Deters (bekannt von der Seite Aquaristik ohne Geheimnisse) und wurde 1996 ins Netz gestellt.
1 Aufbau
Der HMF ist sehr simpel aufgebaut und besteht im Prinzip nur aus einem Filtermatte und einem Luftheber bzw. einer Umwälzpumpe. Der Auslass wird dabei meist durch die Matte gesteckt, sodass der HMF mit der Oberseite des Aquarienbeckens bündig abschließt. Dazu wird einfach ein Schlitz in die Filtermatte geschnitten.
Die Filtermatte wird in der Regel mit Hilfe von Streben oder Kabelkanälen fixiert. Sie werden dazu mit Silikon an der Aquarienscheibe befestigt. Wenn die Filtermatte etwas größer als die Seitenlänge des Aquariums gewählt wird, kann man sie auch einfach nur so einklemmen, ohne sie zu befestigen. Oft wird die Filtermatte über eine komplette kurze Seite des Aquariums montiert, in einigen Fällen - meist bei kleineren Aquarien - auch über die gesamte Rückwand.
Der Abstand zur hinteren Glaswand beträgt etwa 2 cm, so können hinter der Filtermatte auch noch ein Heizstab und gegebenenfalls Filterzusätze wie Aktivkohle oder Torf versteckt werden.
Bei kletterfreudigen Aquarienbewohnern schließt man den HMF am besten von oben mit einem Streifen Filtermatte, um Ausflüge zu unterbinden.
1.1 Vorteile und Nachteile feinporiger Matten
Als garnelensicher gelten HMFs mit einer Filtermatten-Porengröße von 30 oder besser noch 45 ppi. Hier kommen auch die kleinsten Garnelenbabys nicht mehr durch die Poren der Filtermatte. Eine gröbere Porung setzt sich andererseits nicht so schnell zu. Wählt man eine sehr feinporige Filtermatte, sollte man sich darauf einstellen, sie ab und zu reinigen zu müssen. Grobe HMF haben dagegen eine extrem lange Standzeit, da sie sich durch die schiere Größe der Filterfläche nicht stark zusetzen.
1.2 Einfachere Reinigung
In Aquarien mit Bodengrund ist die Reinigung eines feinporigen HMF etwas aufwändig - nimmt man die Filtermatte heraus, rutscht der Bodengrund in die Filterzone, und es kann passieren, dass sich hier dann später kleine Kanäle bilden, durch die das Wasser unter Umgehung der Filtermatte in die Filterkammer strömt. Dadurch wird der Filter weniger effektiv.
Findige Aquarianer schneiden daher die Filtermatte einmal in Bodengrundhöhe waagerecht durch. So bleibt der unterste Teil der Filtermatte im Aquarium, wenn sie zur Reinigung herausgenommen wird, und nichts kann verrutschen. Da sich Wasser immer den Weg des geringsten Widerstandes sucht, sollte dieser Schnitt jedoch nicht horizontal geführt werden, sondern abgeschrägt - an der Vorderseite deutlich höher als auf der Rückseite. Hier dürfen gerne mehrere Zentimeter Höhenunterschied herrschen - so überlappen die Schnittstellen stark und das Wasser kommt nicht so einfach durch.
1.3 HMF optisch unauffällig machen
Ästheten verwenden dunkle Filtermatten oder färben die auffälligen blauen Filtermatten mit Schwarztee dunkel. Auch kann man einen HMF sehr gut mit Moos oder Aufsitzerpflanzen wie Anubias oder Bucephalandra begrünen. Sie werden dazu einfach in die Filtermatte gesteckt.
2 Varianten
Es gibt neben dem klassischen HMF noch verschiedene weitere Varianten des Hamburger Mattenfilters für Aquarien.
2.1 Eck-HMF
Der Eck-HMF hat denselben Aufbau wie ein normaler HMF, er ist nur etwas kleiner und sitzt in einer Ecke des Aquariums. Die Matte wird mittels rechts und links an den Aquarienscheiben befestigten Streben oder Kabelkanälen übers Eck gebogen. Hinter dem Eck-HMF hat so zum Beispiel auch ein kleiner Motorfilter als Antrieb Platz.
CAD-Abbildung eines Eck-Hamburger Mattenfilters, schematisch dargestellt mit Pfeilen für den Wasserfluss.
2.2 Mobiler HMF
Der mobile Hamburger Mattenfilter ähnelt ein bisschen einem Schwammfilter, hat aber meist unten einen festen Fuß aus Acryl oder Plastik und der integrierte Luftheber oder Motorfilter liegt im Inneren des Filters. Er besteht häufig aus einem - manchmal oben geschlossenen - Schwammfilter-Block.
Es gibt von manchen Herstellern auch mobile gebogene (also Eck-) Hamburger Mattenfilter mit einer Rückseite aus Acryl oder Plastik.
3 Nutzen
Auch optisch kann ein HMF etwas hermachen: Moose wachsen sehr gut auf dem porösen Untergrund der Filtermatte – so können ganze Rückwände zum Beispiel mit Riesenquellmoos bepflanzt werden und der Filter ist praktisch nicht mehr sichtbar.
Die besondere Reinigungsleistung ergibt sich durch die große Filteroberfläche im Verhältnis zur Aquariumgröße, wie auch durch die gleichmäßige, langsame Anströmung und Durchströmgeschwindigkeit des Wassers. So ergeben sich perfekte Bedingungen für aerob arbeitende Mikroorganismen und nitrifizierende Bakterien.
Ein grobporiger HMF ist sehr wartungsarm und muss lediglich ab und zu beim Wasserwechsel abgesaugt werden. Durch die große Fläche, durch die das Wasser angesogen wird, verstopft die Matte nur in seltenen Fällen oder wenn eine sehr feine Porengröße wie 45 ppi gewählt wird.
Regelmäßige Wasserwechsel ersetzt allerdings auch diese Filtermethode nicht. Da auch ein Hamburger Mattenfilter wie viele andere Filter fast ausschließlich aerob arbeitet, werden organische Abfälle aus Fischfutter und Kot im Zuge der Nitrifikation sehr effektiv in Nitrat umgewandelt. Eine Denitrifikation und damit der Abbau des Nitrats findet allerdings nicht statt – überschüssiges Nitrat muss daher wie üblich mit dem Wasserwechsel entfernt werden.
4 Größe und Leistung berechnen
Die Größe der Filtermatte hängt vor allem von der Größe des Aquariums ab. Dies gilt auch für die Pumpenleistung. Für eine optimale Filterwirkung sollte der Beckeninhalt pro Stunde ein- bis zweimal umgewälzt werden und die Anströmgeschwindigkeit 5 bis 10 cm/min betragen.
4.1 Berechnungen für Selbstbauer
4.1.1 Filterquerschnitt
4.1.2 Anströmgeschwindigkeit
4.1.3 Pumpenleistung
Durch Umwandlung der Gleichung folgt
Setzt man hier den errechneten Filterquerschnitt und die Anströmgeschwindigkeit ein, erhält man die Leistung der Pumpe bzw. des Lufthebers, die man für sein Aquarium wählen sollte.
Autor(en)
Ricardo Castellanos
Co-Autor(en)
Ulli Bauer
Fotos: Garnelenhaus, Grafiken: Ricardo Castellanos, Daemu [CC0] via Wikimedia Commons