Bevor man Antibiotika im Aquarium verwendet, sollte man absolut sichergestellt haben, dass es keinen anderen Weg gibt. Wir haben in unserem Wiki-Artikel "Bakterielle Infektionen bei Garnelen" die Vorgehensweise bei weniger gravierend fortschreitenden bakteriellen Infektionen ausführlich vorgestellt: Bei einem eher milden Verlauf gibt es Hausmittel und Heilmittel aus der Natur, die man zunächst einmal probieren sollte, bevor man mit der ganz großen Keule kommt. Antibiotika sollten niemals rein auf Verdacht, vorsorglich oder nicht sachgemäß verwendet werden. All dies fördert Resistenzen bei Erregern, die in der Medizin heute schon ein Riesenproblem darstellen.
1 Diagnose vor Behandlung
Vor der Behandlung muss bei Antibiotika zwingend eine Diagnose stehen. Zur Beurteilung, ob es sich wirklich um eine bakterielle Infektion handelt, kann der Artikel in unserer Wiki "Bakterielle Infektionen bei Garnelen" Anhaltspunkte liefern, mit absoluter Sicherheit kann euch ein veterinärmedizinisches Labor bei der Diagnosestellung helfen.
2 Wirkung von Baytril
Der Wirkstoff von Baytril ist das Antibiotikum Enrofloxacin, ein Fluorchinolon. Es wirkt - wie alle Antibiotika - antibakteriell, insbesondere gegen Enrofloxacin-empfindliche grampositive und gramnegative Bakterien. Baytril wird in der Veterinärmedizin häufig verwendet.
3 Woher bekommt man Baytril?
Baytril ist verschreibungspflichtung, man bekommt es daher nur und ausschließlich vom Tierarzt beziehungsweise auf Rezept. Die Weitergabe "unter der Hand" ist verboten. Baytril gibt es als Tablette oder in flüssiger Form. Die Tablette eignet sich nicht gut zur Anwendung im Aquarium, hierfür solltet ihr also definitiv auf der flüssigen Form bestehen.
4 Dosierung
1 ml der 5%igen Lösung Baytril 5% wird auf 10 Liter Aquarienwasser gegeben. Bei der 10%igen Lösung Baytril 10% wird demzufolge die Menge halbiert, bei der 2,5%igen Lösung Baytril 2,5% wird die Dosierung entsprechend verdoppelt.
5 Behandlung
Vor der Zugabe des Medikaments werden 50% Wasser gewechselt. Wir empfehlen eine durchgehende Belüftung mit Luftpumpe und Sprudelstein oder den Einsatz eines Oxydators zur Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung mit Sauerstoff während der gesamten Behandlungsdauer. Während des Einsatzes der Antibiotika darf sich im Filter keine Aktivkohle befinden, und Wasseraufbereiter, Montmorillonit oder Zeolith sollten während der Behandlungsdauer ebenfalls nicht eingesetzt werden, weil sie das Medikament binden und damit unwirksam machen könnten.
Dann gibt man eine entsprechende Menge Baytril (5%: 1 ml je 10 Liter Aquarienwasser, 10%: 0,5 ml je 10 l, 2,5%: 2 ml je 10 l) ins Aquarium. Der Filter sollte weiterlaufen. Die üblicherweise bakterielle Infektionen bei Garnelen verursachenden Bakterien sind in der Regel ubiquitär, also überall vorhanden. Aus diesem Grund wird das gesamte Becken einschließlich Tiere, Pflanzen und Einrichtung behandelt. Kescher, Pinzetten, Scheren und alles andere, was im Aquarium benutzt wurde, wird ebenfalls desinfiziert
Das Baytril verbleibt für 7 Tage im Aquarium, danach werden erneut 50% Wasser gewechselt und der Filter wird mit Aktivkohle bestückt. Die Aktivkohle sollte häufig erneuert werden, weil sie sich irgendwann sättigt und dann nichts mehr aufnehmen kann. Achtung: Das Wechselwasser darf nicht in die Kanalisation gelangen! Um dies zu vermeiden, schüttet man das Wasser nach der gründlichen Filterung mit Aktivkohle einfach auf die Erde, weitab von Gullis oder Wasserläufen. Die Aktivkohle wird im Hausmüll entsorgt.
In der Regel genügt eine einzige Anwendung, um das Sterben zu stoppen.
6 Bitte beachten
Baytril tötet Bakterien unspezifisch, es macht neben den Krankheitserregern auch vor Filterbakterien nicht halt. Ein mit Antibiotika behandeltes Aquarium ist biologisch gesehen nach der Medikamentengabe erst einmal tot und sollte daher wie ein frisch aufgesetztes Becken in der Einlaufphase behandelt und die Wasserwerte mindestens 14 Tage lang genau überwacht werden. Steigt insbesondere der Nitritwert an, muss Wasser gewechselt werden.
Organische Schadstoffe werden während dieser Zeit so gut wie nicht abgebaut, daher wird in diesem Zeitraum nur sehr spartanisch gefüttert: Ein braunes Herbstblatt ist für Garnelen in der Regel genug. Mit Heilmitteln aus der Natur (zum Beispiel mit grünen getrockneten Walnussblättern oder mit Fenchelgrün) kannst du deine Garnelen während der Behandlung mit Baytril unterstützen - auch hier wird jedoch nur sehr sparsam gefüttert.
Sobald das Baytril durch Wasserwechsel und die Filterung mit Aktivkohle entfernt wurde, kann man darüber nachdenken, das Aquarium nochmals neu mit nützlichen Bakterien anzuimpfen.
Autor(en)
Ulli Bauer
Fotos: Carsten Logemann