Aufwuchsfresser richtig füttern

Aufwuchs fressende Schnecken gibt es in vielen wunderschönen Varianten, dazu gehören die in der Aquaristik weit verbreiteten Algenfresser aus der Familie der Neritidae oder Nixenschnecken / Rennschnecken: Stahlhelmschnecken (Neritina pulligera), andere Rennschnecken (wie die Rote Rennschnecke, die Orange Track oder die Zebra-Rennschnecke) aus den Gattungen Neritina oder Vittina oder auch Geweihschnecken aus der Gattung Clithon.

1 Wildfang - was bedeutet das?

Allgemein steht fest, dass diese Schnecken ausschließlich Wildfänge sind und es noch niemand nachhaltig geschafft hat, Rennschnecken in Gefangenschaft nachzuzüchten. Dies bedeutet auch, dass die Tiere eine lange Reise hinter sich haben, bevor sie bei uns zum Verkauf stehen. Die Schnecken kommen ursprünglich aus Südostasien, wo sie in Flüssen und Bächen in der Nähe vom Meer leben und dort „geerntet“ werden.

1.1 Die richtige Nahrung

Die Tatsache, dass die Tiere aus der Natur kommen und nicht an die Haltung im Aquarium gewöhnt sind, führt leider auch dazu, dass sie echte Kostverächter sind. Aufwuchsfresser fressen, wie das Wort schon sagt, mit Vorliebe Aufwuchs. Im Gegensatz zu Allesfressern wie Posthornschnecken oder Blasenschnecken ist es schwer, Rennschnecken an anderes Futter zu gewöhnen. Daher ist es besonders wichtig, dass diese Schnecken erst in ein Aquarium gesetzt werden, wenn dieses schon eine gewisse Standzeit hat. Nur hat sich ausreichend Biofilm gebildet. Eine Faustregel geht von mindestens 4-6 Monaten aus, da ein Becken dann so langsam im Gleichgewicht sein sollte. Einen detaillierten Artikel darüber, was Rennschnecken und Co. tatsächlich fressen, findet ihr hier: "Was fressen Rennschnecken?"

1.2 Faustregel: Wie viele Schnecken ins Aquarium?

In einem Nano-Aquarium sollten auch nicht zu viele Rennschnecken der oben erwähnten Gattungen eingesetzt werden: Entgegen der häufigen Empfehlung von einem Tier auf 10 l wäre es ratsam, vor allem in relativ frischen Aquarien bei einem Tier auf mindestens 30 l zu bleiben. Insbesondere, wenn die Mitbewohner Nahrungskonkurrenten sind - dazu gehören z.B. Garnelen, die sich auch vorzugsweise von Aufwuchs ernähren.

2 Aufwuchsfresser zufüttern

Aber was tut man nun, wenn die Schnecke dennoch nicht genug Futter findet, oder sie schon viel zu schwach angekommen ist? Verschiedene Varianten der Fütterung haben sich hier als hilfreich erwiesen - wobei es immer auch auf die Schnecke selbst ankommt, ob sie das angebotene Futter annimmt. Woran man den Futterzustand bei Rennschnecken und Co. erkennt, erklären wir im Wiki-Artikel "Ernährungszustand von Aufwuchs fressenden Schnecken erkennen".

2.1 Algensteine

Die beste Variante sind „echte“ Algensteine. Diese liefern dem Tier das natürliche Futter, wonach es sucht. Dazu legt man einen vorzugsweise glatten Stein, wie z.B. einen Kiesel, in eine durchsichtige Schale mit Aquarienwasser und etwas NPK-Dünger. Wichtig ist es nun, viel Licht zu haben. Im Sommer kann man die Schüssel wunderbar auf der Fensterbank oder an einen anderen Ort mit viel Sonneneinstrahlung platzieren. Im Winter ist es sinnvoll, die Schüssel unter eine starke Lampe zu stellen und die Steine dauerhaft zu beleuchten. Sobald sie grün werden, hat man sein Ziel erreicht. Den Stein kann man dann im Aquarium platzieren. Am besten die Schnecke direkt darauf setzen, damit sie ihr Futter nicht erst lang suchen muss. Bei sehr schwachen Tieren kann es sich lohnen, den Stein in einen extra Behälter zu legen und die Schnecke dort zu füttern, damit keine Fressfeine das Futter stibitzen. Einen gewissen Vorrat an Steinen zu haben, ist natürlich sinnvoll, vor allem, wenn der Kauf der Schnecken erst ansteht.

2.2 Spirulinasteine oder Chlorellasteine

Eine weitere, ähnliche Variante sind Spirulinasteine oder Chlorellasteine. Dazu nimmt man Spirulina- oder Chlorella-Pulver, welches mit etwas Wasser und eventuell noch mit Agar Agar zu einem dickflüssigen Brei angemischt wird. Dieser Brei wird dann dünn auf einen glatten Stein gestrichen und getrocknet. Der getrocknete Spirulina- oder Chlorellastein kann dann wie der „echte“ Algenstein ins Aquarium gelegt werden.

Diese Variante ist für alle am besten geeignet, die nicht die Zeit haben, lange die echten Algensteine herzustellen, weil die magere Schnecke schnell etwas zu fressen braucht.

2.3 Laub

Man sollte immer Laub im Wirbellosenaquarium haben. Grün getrocknetes Walnusslaub oder braunes Buchenlaub ist hier besonders gut geeignet, da es sich recht schnell zersetzt und sich darauf zügig ein Biofilm bildet. 


2.4 Hokkaido-Chips

Hokkaido-Kürbis scheint etwas zu enthalten, was dem Futter der Schnecken im Habitat sehr nahe kommt. Es gibt einige sehr positive Erfahrungen bei der Fütterung von Hokkaido-Chips. Diese kann man fertig kaufen, aber auch sehr gut selbst herstellen. Dazu nimmt man einen Bio-Hokkaido-Kürbis und schneidet ihn ganz dünn, am besten mit einem Gemüseschäler. Die Chips werden im Ofen oder auf der Heizung getrocknet und einzeln im Aquarium verfüttert.

2.5 Garnelenpudding

Es ist immer einen Versuch wert, die Schnecke direkt auf ein Häufchen Pudding zu setzen. Auch hier wurden schon Erfolge beobachtet, wobei dies seltener der Fall ist als bei den vorher beschreibenen Varianten der Fütterung.

2.6 Flechten

Flechten wachsen in der Natur auf allerlei Ästen. Sie sind eine Symbiose aus Pilzen und Algen und lösen im Aquarium bei den Aufwuchsfressern helle Begeisterung aus. Sucht euch also gegebenenfalls einen Zweig an einem garantiert ungespritzten Baum, an dem ordentlich Flechten wachsen, und legt den einfach ins Aquarium. Die Schnecken machen dann den Rest.

3 Vorgehensweise

Bei unterernährten Aquarienschnecken ist es wichtig, sie nicht zum Fressen zwingen zu wollen. Wenn das Tier auf das Futter gesetzt wird und dieses fluchtartig wieder verlässt, sollte man die Schnecke ziehen lassen. Die empfindlichen Tiere neigen bei Stress dazu, sich einzudeckeln. Sie immer wieder anzuheben und auf das Futter zu setzen wird sie unheimlich stressen, was dazu führen kann, dass sie sich komplett zudeckelt und so verharrt. Im schlechtesten Fall so lang, bis sie dadurch verhungert.

Geduld, die Schnecken werden anfangen zu fressen, wenn sie nicht schon zu schwach oder krank sind.

 

Autor(en)

Melanie Manche

Fotos: Melanie Manche, Video: Melanie Manche

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