Sauerstoff (O2) ist im Aquarium von hoher Wichtigkeit. Ohne Sauerstoff funktionieren keinerlei Stoffwechselvorgänge, und dem Biotop im Glaskasten geht ohne Sauerstoff buchstäblich "die Luft aus". Es wurden daher über die Zeit in der Aquaristik eine hohe Zahl von Möglichkeiten ausgetüftelt, mit denen man ein Aquarium mit genügend Sauerstoff versorgen kann. Neben dem natürlichen Gasaustausch an der Wasseroberfläche gibt es verschiedene Möglichkeiten der Belüftung. Sie alle haben jedoch den Nachteil, dass sie auch CO2 austreiben, das wiederum die Pflanzen dringend brauchen und das im Aquarium ohnehin meist nicht in ausreichenden Konzentrationen vorhanden ist. Eine Alternative dazu stellt der Söchting Oxydator dar. Hier wird das Wasser nicht bewegt und die CO2-Konzentration bleibt unbeeinflusst. Sehr beliebt ist der Oxydator in bepflanzten Aquarien mit Garnelen und in Garnelenzuchtaquarien, aber auch bei Aquarien mit Fischen, Krebsen und in Teichen. Ganz korrekt wäre nach moderner Auffassung die Schreibweise "Oxidator", der Hersteller hat sich jedoch entschlossen, das "y" zu belassen.
1 Aufbau eines Oxydators
Die Sauerstoffversorgung im Aquarium oder auch im Gartenteich, die man mit einem Oxydator der Firma Söchting realisieren kann, basiert auf der Katalyse von Wasserstoffperoxid (H2O2, umgangssprachlich bzw. veraltet auch Wasserstoffsuperoxid genannt). Diese Methode funktioniert ganz ohne Strom.
Den Söchting-Oxydator gibt es in verschiedenen Größen (mini, D, A, W) mit unterschiedlichem Fassungsvermögen, jeweils passend zu einer bestimmten Aquariengröße oder einem Teich.
Der Aufbau ist im Prinzip bei jeder Oxydator-Variante derselbe: Das Gerät besteht aus einem oder mehreren Katalysatoren aus Braunstein, einem Behälter aus Glas bzw. Acrylglas, der das Wasserstoffperoxid (H2O2) aufnimmt, aus einem Verschluss und einem Keramikfuß.
2 Funktionsweise eines Oxydators
Durch den Katalysator werden vom H2O2 im Glasbehälter konstant Sauerstoffradikale abgespalten – dadurch bildet sich eine langsam, aber stetig anwachsende Sauerstoffblase im Glas, die das Wasserstoffperoxid durch eine kleine Öffnung im Verschluss nach außen drückt. Der Katalysator verbraucht sich dabei nicht, die Katalysatorsteine müssen daher nicht ausgetauscht werden.
Der Keramikfuß fungiert ebenfalls als Katalysator; dort reagiert das ausgetretene Wasserstoffperoxid zu 2 H2O2 und einem Hyperoxid-Anion (O2·−), also zu Wasser und einem Sauerstoffradikal.
Der so entstehende Sauerstoff löst sich größtenteils sofort im Wasser - es entsteht nur eine sehr geringe oder auch gar keine Bläschenbildung. Bei einem Sauerstoffmangel im Aquarium kann man mit dem Einsatz eines Oxydators helfend eingreifen.
3 Wirkung des Oxydators
Besonders für den Vorgang der Nitrifikation wird viel Sauerstoff benötigt.
Da jedes Sauerstoff-Molekül bestrebt ist, maximalen Abstand zum benachbarten Sauerstoff-Molekül zu wahren, verteilt sich das O2 auch ohne Strömung gleichmäßig im Aquarium. Auch andernfalls sauerstoffarme Zonen im Bodengrund und im Filter werden mit Sauerstoff versorgt, hier können nun auch nitrifizierende Bakterien ihre Arbeit verrichten.
Die weitaus interessantere Wirkung liegt jedoch in der Tatsache, dass das Sauerstoffradikal sehr reaktionsfreudig ist und auch direkt mit Schadstoffen, Bakterien und anderen Stoffen reagiert und diese oxidiert. Somit entsteht dadurch eine direkt die Keimzahl senkende Wirkung. Außerdem wird durch Anlagerung des Sauerstoffradikals beispielsweise die „riskante“ Stickstoffverbindung Nitrit zu Nitrat oxidiert, ohne dass hier Bakterien tätig werden müssen.
4 Nachteile
Es gibt verschiedene Bedenken gegenüber der Wirkung des Oxidators, besonders bei Pflanzenaquarien. Ebenso wie UV-C-Licht wird das Sauerstoffradikal verdächtigt, das zugedüngte Eisen zu schnell oxidieren zu lassen, sodass es nicht mehr pflanzenverfügbar ist. Bei bestimmten Konstellationen (wenig Oberflächenbewegung, viel im Wasser gelöstes CO2, viel Nitrat, viel Licht und damit eine hohe Assimilationstätigkeit, also O2-Produktion der Pflanzen) besteht außerdem der Verdacht, dass durch den zusätzlichen Sauerstoff-Eintrag eines Oxydators die Gasblasenkrankheit bei Fischen ausgelöst werden kann.
Dieses Phänomen ist allerdings nicht primär dem Oxydator zuzuschreiben, sondern generell einer starken Übersättigung des Wassers mit Gasen (insbesondere auch mit Stickstoff), wie es in einem Teich mit Sonneneinstrahlung oder einem stark beleuchteten Pflanzenaquarium der Fall sein kann.
5 Den Oxydator nachfüllen
Es gibt verschiedene Konzentrationen der Söchting Oxydator Lösung zum Nachfüllen – 3%, 6% und 12%.
Je nach Wahl der Konzentration wird mehr oder weniger Sauerstoff freigesetzt - je höher die Konzentration, desto mehr Sauerstoff wird produziert. Die Sauerstoffmenge ist zusätzlich von der Temperatur abhängig. Die Laufzeit eines Oxidators beträgt in der Regel 2-4 Wochen bei 25 °C, danach muss nachgefüllt werden.
Eine kontrollierte Reaktion kann nur mit der originalen Lösung von Söchting gewährleistet werden, da diese stabilisiert ist. Bei Verwendung einer Lösung ohne Stabilisator kann es zu einer unvollständigen Reaktion des Wasserstoffperoxids kommen, welches dadurch direkt ins Aquarienwasser gelangen würde. Dies würde einerseits nicht mehr weiter reagieren, also keinen Sauerstoff freisetzen, andererseits gilt Wasserstoffperoxid als ätzend und kann in entsprechender Dosis dem Besatz schaden.
6 Die Reaktion kontrollieren
Der Oxydator mini ist für Aquarien bis 60L ausgerichtet. Hat man nun ein kleineres Nanoaquarium, in dem weniger Sauerstoff benötigt wird als der Oxydator erzeugt, kann man die Reaktion über den Katalysator beeinflussen.
Je kleiner die Oberfläche des Katalysators, umso langsamer läuft die Reaktion, die das H2O2 nach außen presst. Beim Oxydator mini sind zwei Braunstein-Katalysatoren enthalten; man kann hier nur einen verwenden und somit die Leistung (reicht bis 30L) und den H2O2-Verbrauch halbieren.
7 Mein Oxydator arbeitet nicht richtig
Steht ein Oxidator eine Weile leer im Aquarium, kann es passieren, dass Aquarienwasser durch die winzigen Öffnungen im Deckel eindringt und er vollläuft. In diesem Fall kann sich aufgrund der Nährstoffe in diesem Wasser Biofilm auf den Katalysatorsteinchen bilden, der ihre Funktionsweise einschränkt, weil die Oberfläche "zuwächst". Besonders bei gebraucht gekauften Oxydatoren oder Oxydatoren, die eine Weile leer standen, kann das vorkommen. Man bemerkt es daran, dass sich keine sichtbaren Sauerstoffbläschen (oder nur sehr wenige) bilden. In diesem Fall sollte man die Katalysatorsteinchen vom Biofilm befreien. Das geht beispielsweise in höher konzentriertem Wasserstoffperoxid wie der Söchting Oxydatorlösung mit 6%.
Auch bei Verlust eines oder beider Katalysatorsteinchen kann der Oxy natürlich nicht mehr arbeiten. Diese lassen sich jedoch als Ersatzteil nachkaufen, ebenso wie die Verschlusskappen, Deckel, Keramikfüße und die Behälter für das Wasserstoffperoxid.
Autor(en)
Ricardo Castellanos
Co-Autor(en)
Ulli Bauer
Fotos: und Grafik: Ricardo Castellanos